Zeitgenossen über Münster

"Bis in die Wolken erheben sich die Kirchtürme, auf den Straßen liegt der Mist"


Fabio Chigi

Matthäus Merian

Claude Joly

Trauttmannsdorff


  

Fabio Chigi, um 1648/49 - (Bildnachweis)

  
Der päpstliche Friedensvermittler Fabio Chigi (1599 - 1667), der sich von 1644 bis 1649 in Münster aufhielt, beschrieb die Stadt in seinen Gedichten folgendermaßen:

"Die Stadt Münster ist von einer starken Wehranlage, bestehend aus je zwei Wällen und Gräben, umschlossen. Außerhalb der Stadtmauern fließt die Ems, mitten durch den Ort die Aa. In den prachtvollen Kirchen dient man wieder dem alten Glauben, nachdem mit der Hinrichtung des wahnsinnigen Königs auch sein ganzes Reich untergegangen ist. Bis in die Wolken erheben sich die spitzen Türme, von denen, für alle hörbar, melodisches Glockengeläut klingt. Da oben hängen auch die drei Käfige, in denen die Knochen der Widertäufer immer noch davon zeugen, wie grausam die Ketzer ihren Frevel büßen mußten. An beiden Seiten der Straße liegt oft dicker Schmutz, ja sogar Misthaufen dampfen hier vor sich hin. Denn alle wohnen hier unter einem Dach: Menschen, trächtige Kühe, stinkende Ziegenböcke und Schweine...
Die einfachen Leute wohnen in Fachwerkhäusern: die Wände sind von oben bis unten mit Eichenbalken verstrebt, die Zwischenräume mit Backsteinen oder einem Gemisch aus Kalk und Weidengeflecht ausgefüllt, und das Ganze ist mit Lehm verputzt. Die Adeligen dagegen besitzen große Stadthöfe, die besonders durch ihre mit Schnitzereien verzierten Balken auffallen sowie durch die bläulichen Fenster, in die die Wappen der Vorfahren eingraviert sind. Über den Türen befinden sich Gemälde von Hirschen mit mächtigen Geweihen, von Hasen und Keilern mit schrecklich borstigem Fell; außerhalb hängen hier zottige Felle von so manchem erlegten Tier... Der Giebel des prachtvollen Rathauses ragt weit über die anderen Dächer hinaus und berührt scheinbar fast den Himmel; in seinem Festsaal tagen im Moment alle, die für das Wohl des Vaterlandes verantwortlich sind."

(Zitiert nach: Hans Galen (Hg.): Münster und Westfalen zur Zeit des Westfälischen Friedens: geschildert durch den päpstlichen Gesandten Fabio Chigi, S. 35-39).

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