Vertrauliche Hilfe nach sexualisierter Gewalt
Münster (SMS) Sechs Monate nach Start des Projektes „Anonyme Spurensicherung nach sexualisierter Gewalt“ (ASS) im September 2024 haben bereits 23 Frauen in Münster das Angebot angenommen, sich nach einem sexuellen Übergriff ärztlich untersuchen und die Ergebnisse anonym sichern zu lassen. Das Angebot richtet sich an Menschen, die die Möglichkeit einer gerichtsverwertbaren Spurensicherung und ärztlicher Versorgung in Anspruch nehmen wollen, ohne zuvor bei der Polizei offiziell Anzeige erstatten zu müssen.
Ärztin oder Arzt übernehmen die standardisierte Untersuchung unter Verwendung eines Spurensicherungs-Sets. Anschließend leiten sie die Spuren anonym, aber mit einer Chiffre-Nummer gekennzeichnet an das Institut für Rechtsmedizin weiter, wo sie für maximal zehn Jahre gerichtsfest eingelagert werden. In diesem Zeitraum ist es möglich, die Tat anzuzeigen. Zusätzlich werden die Betroffenen bei etwaigen Verletzungen medizinisch versorgt, auf sexuell übertragbare Erkrankungen untersucht und bezüglich des Risikos einer Schwangerschaft beraten.
Angeboten wird die anonyme Spurensicherung nach sexualisierter Gewalt in Kooperation der Ärztekammer mit den gynäkologischen Kliniken in Münster (St. Franziskus-Hospital, Clemenshospital, Herz-Jesu Krankenhaus, Universitätsklinikum), den medizinischen Kinderschutzambulanzen, dem Institut für Rechtsmedizin, verschiedenen Beratungsstellen, dem Jugendamt, dem Gesundheits- und Veterinäramt und dem Amt für Gleichstellung der Stadt Münster.
„Unser Projekt soll Menschen nach einem gewalttätigen sexuellen Übergriff in vertraulichem Rahmen medizinische und rechtliche Sicherheit geben. Es verschafft ihnen Zeit, um in dieser Ausnahmesituation in Ruhe darüber nachdenken zu können, ob sie Anzeige bei der Polizei erstatten wollen“, erklärt Dr. Tim Kornblum, Leiter des städtischen Gesundheits- und Veterinäramtes. Gestartet wurde das Angebot mit finanzieller Unterstützung der Ärztekammer. Um es dauerhaft anbieten zu können, streben die Kooperationspartner eine Finanzierung durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe an.
Weitere Informationen und Telefonnummern finden sich unter: https://www.stadt-muenster.de/gesundheit