Strom und Wärme aus der Biotonne

20.03.1997

In Münster ging die größte kommunale Anlage zur Vergärung von Bioabfall in Betrieb

(SMS) Strom, Wärme und Kompost aus der Biotonne liefert in Münster die in ihrer Art größte kommunale Anlage zur Vergärung von organischen Abfällen. Nach erfolgreichem Testlauf ist sie jetzt in den Normalbetrieb gegangen. Pro Jahr können 11 000 Tonnen Bioabfall verarbeitet werden, im Drei-Schicht-Betrieb sogar 16 000 Tonnen. In einer zweiten Ausbaustufe kann die Vergärungsanlage auf 22 000 Jahrestonnen erweitert werden.

Im Auftrag der Stadt haben die Stadtwerke Münster rund 16 Millionen Mark in das neue Verfahren investiert. Sie sind auch für den Betrieb der Anlage im Entsorgungszentrum der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster (AWM) zuständig. Das bei der Vergärung entstehende Biogas nutzen sie in einem Blockheizkraftwerk, in dem bereits Deponie- und Klärgas genutzt wird.

Die Abfälle aus der Biotonne werden zunächst mit Wasser gemischt und von störenden Stoffen befreit. Anschließend gelangen sie zur Vergärung in einen Biogas-Reaktor. In diesem Faulturm setzen sich etwa 50 Prozent der organischen Stoffe unter Luftabschluß in Biogas um. Die Rückstände aus der Vergärung, eine Art Rohkompost, werden in einer Zentrifuge entwässert und von den AWM in einer dreiwöchigen Nachrotte zu Fertigkompost verarbeitet.

Die Vergärung hat gegenüber der Kompostierung in großen Anlagen mehrere Vorteile. Sie benötigt nur halb soviel Zeit zum Abbau der organischen Stoffe und kommt mit weniger Platz aus. Vor allem aber: Im Gegensatz zur Kompostierung entstehen nicht unmittelbar große Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid. Stattdessen fallen bereits in der jetzigen Ausbaustufe pro Jahr eine Million Kubikmeter Biogas an. Das Gas ersetzt andere Energieträger und leistet somit einen Beitrag zur Einsparung von Kohlendioxid. Es wird im Blockheizkraftwerk zu drei Millionen Kilowattstunden Wärme und fast zwei Millionen Kilowattstunden Strom umgewandelt. Das entspricht dem Wärmebedarf von 100 und dem Stromverbrauch von 1000 Durchschnittshaushalten.

Im vergangenen Jahr wurden in Münster knapp 10 000 Tonnen organische Abfälle in der Biotonne erfaßt. Inzwischen verfügen zwei von drei Haushalten, die nicht im eigenen Garten kompostieren, über die braune Tonne. Bis Mitte 1998 wird das gesamte Stadtgebiet vollständig mit der Bio-, der Papier- und der Restmülltonne versorgt sein.

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