Deutsch-polnische Verständigung im doppelten Wortsinn

13.05.1997

Braunsberger unterrichteten in Braniewo / Experiment fand große Resonanz

(SMS) Der deutsch-polnischen Verständigung im doppelten Sinn des Wortes diente ein zweiwöchiger Aufenthalt von Gudrun Bogdanski (Münster) und Ernst Matern (Soest) in Braniewo, dem ehemaligen Braunsberg im polnischen Teil Ostpreußens. Die beiden gebürtigen Braunsberger unterrichteten in ihrer ehemaligen Heimatstadt zwei Wochen lang Schüler und Erwachsene in Deutsch. Ihr ehrenamtlicher Einsatz stieß bei jung und alt auf lebhaftes Interesse. Materialien für den Unterricht hatte die Stadt Münster zur Verfügung gestellt, die mit Braniewo freundschaftlích verbunden ist. Die Kurse waren zwischen Oberbürgermeisterin Marion Tüns und ihrem Amtskollegen Tadeusz Kopacz vereinbart worden.

An den Vormittagen übernahmen die Gastlehrer den Deutschunterricht an zwei Oberschulen und drei Grundschulen. Sie unterrichteten die ohnehin auf dem Lehrplan stehenden Lektionen, wobei sie besonderen Wert auf das freie Sprechen legten. Die polnischen Deutschlehrerinnen hatten die Klassenräume liebevoll mit selbst gemalten Bildern, Collagen und Fotos unter anderem aus Münster gestaltet. Vielen Schülerinnen und Schülern gab der Unterricht erstmals Gelegenheit, mit deutschen Muttersprachlern zu reden.

Auch zu einer Begegnung mit den Lehrkräften für Deutsch des Bezirkes kam es. Gudrun Bogdanski machte sie im Lehrer-Fortbildungszentrum Elblag mit der Rechtschreibreform und der dazu laufenden Diskussion vertraut.

Nachmittags beteiligten sich zwei Wochen lang von Montag bis Samstag regelmäßig 36 Personen zwischen 13 und 55 Jahren an Intensivkursen für Anfänger und Fortgeschrittene. In ihnen konnten Schüler ihre Deutschkenntnisse vertiefen. Unter den Erwachsenen befanden sich mehrere Ratsmitglieder. Sie zeigten damit ihr großes Interesse, die Beziehungen zwischen Braniewo auf der einen sowie Münster und den ehemaligen Braunsbergern auf der anderen Seite weiter zu vertiefen.

Die erfreulichen Ergebnisse der Intensivkurse zeigten sich bei einer festlichen Abschlußfeier in der Aula des Lyzeums. Sie wurde gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gestaltet. Alle Kursbesucher waren von dem zweiwöchigen Angebot begeistert. Sie bedankten sich mit Blumen und Bildbänden bei Gudrun Bogdanski und Ernst Matern. Ihr Wunsch: Es sollte eine Neuauflage folgen. Auch die beiden Kursleiter fühlen sich zur Fortsetzung des gelungenen Experimentes in ihrer ehemigen Heimatstadt ermutigt.

Riesige Resonanz fand schließlich ein Diavortrag von Ernst Matern, der erstmals öffentlich Bilder aus dem alten Braunsberg vor der Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg zeigte. Die Sitzplätze im Vortragsraum der Stadtbücherei reichten für die Besucher nicht aus. Sie waren von den Dias und dem Vortrag tief beeindruckt. Die örtliche Zeitung widmete dieser Veranstaltung eine ganze Seite.

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