Seltene Moose in Lauheide entdeckt
Die 104 Hektar große Fläche ist überwiegend mit Kiefern und Eichen waldartig bewachsen. Zwei kleine Heiderestflächen mit alten Wacholdern als Relikte der früheren Kulturlandschaft, blütenreiche Wiesen und ein verlandeter Emsaltarm, die sogenannte Schlenke, bereichern das Gelände. Das städtische Amt für Grünflächen und Naturschutz pflegt seit Jahren den Altarm extensiv, düngt nicht und mäht nur einmal im Spätsommer. Dadurch konnten sich hier schützenswerte Pflanzengesellschaften wie Hochstaudenfluren, Röhrichte, Seggenrieder und sogar Orchideen entwickeln.
Andreas Solga wies insgesamt 60 verschiedene Moosarten nach, darunter mehrere sehr seltene und in ihrem Bestand gefährdete Arten. Zwei Moosarten, das Schönschnabelmoos "Eurhynchium angustirete" und das Kissenmoos "Grimmia laevigata" wurden in Lauheide jetzt zum ersten Mal in Westfalen gefunden. Außerdem gab es ein Wiedersehen mit dem "Verstecktfruchtmoos". Dieses Moos konnte in der Nähe von Handorf zuletzt Ende des 19. Jahrhunderts nachgewiesen werden; einen weiteren Fund gab es in Westfalen in diesem Jahrhundert nur noch 1967. Seitdem galt es als verschollen.
Die seltenen Moose wachsen in Lauheide überwiegend auf alten Grabsteinen, besiedeln aber auch Standorte wie die reetgedeckten Dächer von zwei Schutzhütten. Die genaue Kenntnis der Wuchsorte macht den Schutz der Moosarten jetzt möglich. Bei der anstehenden Erneuerung der Reetdächer wird deshalb versucht, die Moose umzusiedeln; die Reinigungsarbeiten der Grabsteine des Ehrenfriedhofes werden auf die Vorderseite der Steine reduziert. Auf den privaten Grabsteinen hingegen sind weniger Moose zu finden, zum einen wegen der in Mode gekommenen glatten Oberflächen, zum anderen wegen der häufigen Reinigung der Steine. Deshalb appelliert auch Dirk Dreier vom Amt für Grünflächen und Naturschutz an alle, die einen Beitrag zum Naturschutz leisten möchten, auf häufige Grabsteinreinigungen verzichten oder sich zumindest auf die Vorderseite zu beschränken.
Das Ergebnis der Moosflora-Kartierung bestätigte jetzt erneut die hohe Bedeutung des Waldfriedhofes für den Naturschutz. Die Erfassung der Moose auf Lauheide erfolgte auf Anregung des Amtes für Grünflächen und Naturschutz. Sie ist Teil einer umfangreichen Kartierung der Moosflora in ausgewählten Parkanlagen und Friedhöfen, in Wald- und Quellbereichen, in Naturschutzgebieten, an den Ufermauern der Aa sowie in verschiedenen Regenrückhaltebecken im Stadtgebiet. Die vollständige Kartierung wird Endes diese Jahres vorliegen.
Lauheide ist zugleich Lebensraum für zahlreiche bedrohte Tierarten. Ein alter Bunker entwickelte sich zum Quartier für Fledermäuse. Der dichte Baumbestand im Friedhof bietet mehr als 100 Vogelarten Unterschlupf, 47 Arten brüten hier. Außerdem beherbergt der Waldfriedhof eine für diese Breiten eher ungewöhnliche Tierfamilie: Streifenhörnchen, die ursprünglich aus Ostasien stammen, haben sich nach ihrer Flucht aus der Gefangenschaft hier niedergelassen. Streifenhörnchen gibt es in Westfalen in freier Wildbahn sonst nur noch in einem Waldgebiet bei Neuenbeken.
Dazu Fotos: (können telefonisch über die Bildstelle des städtischen Presseamtes 0251-492-1340 abgerufen werden)
1. Das Schönschnabelmoos, eine botanische Rarität, ist auf dem Waldfriedhof Lauheide zu finden.
2. Der Waldfriedhof - hier der Ehrenfriedhof - ist ein Rückzugsgebiet für seltene Pflanzen und Tiere