Keine Hinweise auf weitere Gräber russischer Kriegsgefangener in Coerde

19.08.1997

Nachforschungen auf dem Gelände der ehemaligen Portsmouth-Kaserne / Alle Toten wurden umgebettet

(SMS) Auf dem Gelände der ehemaligen Portsmouth-Kaserne am Hohen Heckenweg befinden sich mit größter Wahrscheinlichkeit keine sterblichen Überreste oder Gräber russischer Kriegsgefangener mehr. Dies haben nach einer Mitteilung des städtischen Presseamtes gemeinsame Nachforschungen der Historikerin Dr. Gisela Schwarze in Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung und dem Stadtarchiv ergeben. Anwohner hatten die Verwaltung mehrfach auf mögliche Gräberfelder aufmerksam gemacht, zuletzt anläßlich der Bürgeranhörung zum Bebauungsplanentwurf "Meerbusch".

Die Portsmouth-Kaserne hatte in den letzten Kriegsjahren als Gefangenenlager und insbesondere als Lazarett für russische Kriegsgefangene gedient. Zahlreiche russische Gefangene waren hier umgekommen und in zwei Begräbnisstätten - unmittelbar im Bereich nördlich des Haupteingangs sowie östlich der Grundstücksgrenze - beigesetzt worden. Begründete Hinweise auf eine weitere Stätte - wie von einem Anwohner in Coerde vermutet - gibt es nicht. Dies teilt Hartmut Bartmann, Dezernent für Planungs- und Baukoordination der Stadt Münster, mit.

Bereits 1959 wurden alle 70 Toten aus beiden bekannten Belegungsfeldern durch den VDK in den Ehrenfriedhof Lauheide umgebettet und in 70 Einzelgräbern beigesetzt. Die Gräber werden von der Stadt Münster gepflegt.

Detallierte Untersuchungen hatte die Stadt erst anstellen können, nachdem das Gelände nach dem Abzug britischer Truppen 1996 in das Eigentum der Stadt Münster übergegangen war. Auch Dr. Gisela Schwarze war der Frage in einer wissenschaftlichen Untersuchung nachgegangen und hat die Ergebnisse in dem Buch "Kinder, die nicht zählten" veröffentlicht.

Auf dem Gelände der ehemaligen Portsmouth-Kaserne sollen in nächster Zeit rund 600 Wohnungen entstehen. Mit den Bauarbeiten wurde bereits begonnen. "Ob der Toten nicht nur in Lauheide, sondern auch hier durch eine Gedenkstätte oder eine Hinweistafel gedacht werden soll, sollte durch die parlamentarischen Vertreter erörtert werden", sagte Hartmut Bartmann abschließend.

(Gisela Schwarze: Kinder, die nicht zählten; Mai 1997; Klartextverlag,)

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