Engagement von Eltern unverzichtbar in Drogenhilfe

23.09.1997

Elternkreis seit 20 Jahren aktiv / Am Samstag Festveranstaltung im Rathaus

(SMS) Drogenabhängigkeit trifft nicht nur den einzelnen, sondern immer die ganze Familie. Wenn Kinder in Gefahr oder bereits abhängig sind, geraten auch Eltern regelmäßig in große Probleme. Gräben brechen auf, Schuldzuweisungen stehen auf der Tagesordnung, Überforderung und Hilflosigkeit. "Das darf niemand erfahren", lautet oft genug die Konsequenz, die Familie gerät in Gefahr sich zu isolieren. Es ist das Verdienst des Elternkreises drogengefährdeter und drogenabhängiger Kinder, diese Mauer von Verschweigen und Verdrängen durchbrochen zu haben. Damit hat er vor nunmehr 20 Jahren die Voraussetzung geschaffen, daß betroffene Eltern sich selbst und anderen helfen können. Der Elternkreis wurde zum Bestandteil der Drogenhilfe Münster.

Zu den "Eltern der ersten Stunde" gehörten Maria und Walter Mielke. "Für unseren Sohn gibt es Hilfestellungen, aber wer hilft uns und der gesamten Familie?" fragten sie seinerzeit bei der städtischen Drogenberatung. Das gab den Anstoß. Der neue Elternkreis und die professionellen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Amt für Kinder, Jugendliche und Familien wurden Partner. "Unsere Form der kontinuierlichen Zusammenarbeit gilt als modellhaft für die ganze Bundesrepublik", so Eckhard Linka, Leiter der Drogenberatung.

Ein Drogentelefon ermöglicht betroffenen Eltern rund um die Uhr die Kontaktaufnahme zum Elternkreis. In der Elternsprechstunde kann die individuelle Familiensituation eingehend besprochen werden. Elternabende und Wochenendseminare vertiefen Kontakte und Erfahrungsaustausch. Freizeit- und Kreativangebote regen an, wieder andere Dinge als das alles beherrschende Thema Drogen in den Blick zu bekommen.

Professionelle Hilfe und Selbsthilfe stehen in der Drogenarbeit der Stadt Münster gleichrangig nebeneinander. Beide bilden zusammen ein "Drei-Säulen-Modell". Eine Säule ist der Elternkreis. Die Cleangruppe - eine Selbsthilfegruppe ehemals Abhängiger - ist die zweite Säule. Die professionellen Mitarbeiter bilden die dritte Säule. Sie engagieren sich in der gesamten Bandbreite von der Suchtvorbeugung bis zur Vermittlung in Therapieeinrichtungen; zugleich begleiten sie die Cleangruppe und den Elternkreis. Die verschiedenen Blickwinkel dieser drei Säulen ermöglichen allen Beteiligten ein ständiges Voneinanderlernen.

Übrigens ist das Ehepaar Mielke dem Elternkreis treu geblieben. Maria Mielke ist heute gemeinsam mit Ursula Vogeley Vorsitzende. Für ihren ehrenamtlichen Einsatz wurden die beiden mit der Münsternadel ausgezeichnet, Maria Mielke zusätzlich mit dem Bundesverdienstkreuz.

"20 Jahre Elternkreis" sind am Samstag, 27. September, Anlaß zum Feiern. Eltern und Jugendamt laden dazu gemeinsam in den Festsaal des Rathauses ein. Um 11.30 Uhr spricht Dr. Walter Kindermann (Wiesbaden) zum Thema "Umgang mit Kindern in der Zeit des Erwachsenwerdens". Anschließend besteht Gelegenheit zum Essen, Trinken und Gedankenaustausch.

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