Bienenhonig ohne Gift

28.11.1997

Stadt Münster und Landwirtschaftskammer verleihen die „gläserne Wabe“

(SMS) Münstersche Imker können stolz sein: Drei Viertel ihres Honigs sind frei von Rückständen aus der Schädlingsbekämpfung. Das ist das Resultat eines dreijährigen Projekts unter Leitung des städtischen Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes und des Bieneninstituts der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe. Noch zu Beginn des Projekts galten fast zwei Drittel aller Honige als belastet. „In Deutschland ist es das erste Mal, daß systematisch für das Gebiet einer ganzen Stadt ein so gutes Ergebnis erzielt worden ist“, so Umweltdezernent Heiner Pott. In enger Zusammenarbeit mit den münsterschen Imkern haben das städtische Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt und das Bieneninstitut gesundheitlich unbedenkliche Möglichkeiten der Schädlingsbekämpfung ersonnen und erprobt. Die Lösung heißt Ameisensäure, sie ist für Mensch und Biene bei richtiger Anwendung ungefährlich, tötet aber Schädlinge in Bienenstöcken sicher ab. „Wir möchten erreichen, daß zukünftig neben den 120 in Vereinen und Verbänden organisierten Imkern auch alle anderen Ameisensäure einsetzen“, so Dr. Otto. „Schließlich werden in Münster pro Jahr 18 Tonnen Honig produziert. Die Beeinträchtigung von Lebensmitteln durch Umweltgifte ist hoch genug, daher sollten wir dort ansetzen, wo wir tatsächlich Erfolge bewirken können.“ Die Varroa-Milbe ist es, die den Imkern Schwierigkeiten bereitet und ganze Bienenvölker ausrotten kann. Bislang griffen die Imker im Kampf gegen die Milbe zur chemischen Keule, weshalb noch vor zwei Jahren fast zwei Drittel der geprüften Honige mit Rückständen belastet waren. Denn die handelsüblichen Varroa-Bekämpfungsmittel enthalten meist Gifte wie Pyrethroide, Brompropylat und Phosphorsäureesther. Von den fleißigen Bienen verarbeitet, finden die Stoffe sich in hohen Konzentrationen im Wachs und im Honig wieder. 1995 einigten sich das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt und das Bieneninstitut mit den Imkern erstmals auf ein gemeinsames Vorgehen gegen Varroa-Milben und Faulbrut. Um die weitere Ausbreitung der Bienenseuchen zu verhindern, darf seitdem nur noch in fest vereinbarten Zeiträumen behandelt werden. Schulungen für die Imker helfen bei der komplizierten Anwendung der Ameisensäure. Die Dosierung macht´s: Im dreijährigen Feldversuch konnte die Anwendung der Ameisensäure so optimiert werden, daß die Bienen milbenfrei werden, ohne daß die Qualität des Honigs darunter leidet. Den Produkten ist die Rückstandsbelastung zunächst nicht anzumerken. Über den Honig oder das Wachs, das z. B. als Trennmittel für Gummibärchen oder bei der Weihnachtsbäckerei zum Fetten der Backbleche eingesetzt wird, gelangen die Gifte in den menschlichen Organismus, wo sie sich im Fettgewebe ablagern. Nur langsam und erst mehrere Jahre nach dem konsequenten Verzicht auf schädliche Behandlungsmittel lassen sich die Rückstände in Wachs und Honig reduzieren. Die Ergebnisse des münsterschen Projekts wurden nach einer hochsensiblen Methode vom Landesinstitut für Bienenkunde an der Universität Stuttgart-Hohenheim ermittelt. Das stolze Ergebnis nach drei Jahren Ameisensäure: Von 22 eingereichten Honigen waren 17 absolut sauber. Lediglich in fünf Proben wurden Rückstände festgestellt, die jedoch allesamt weit unter den Richtwerten des Bundesamtes für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BGVV) liegen. Damit die Imker einen Anreiz haben, sich weiter für die rückstandsarme Honiggewinnung einzusetzen, haben die Stadt Münster und die Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe einen Wanderpreis gestiftet: Jährlich soll nun die „gläserne Wabe“ als Auszeichnung für den besten Honig verliehen werden. Der erste Preisträger ist August Ontrup.

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