Bürgerinnen und Bürger machen Münster zur "Stadt der Zukunft"
Daß Münster 1998 und in den folgenden Jahren ausgeglichene Haushalte verabschieden kann, verdankt die Stadt den zahlreichen Akteuren in Wirtschaft und Politik, Bürgerschaft und Verwaltung. Die Gewerbesteuer hat 1997 erstmals die 400-Millionen-Marke überschritten, Verwaltung und Rat haben binnen Jahresfrist ein Konsolidierungsvolumen von mehr als 100 Mio Mark realisiert. Und, so die Oberbürgermeisterin, "unsere aktive Bürgerschaft trägt durch die Übernahme vieler freiwilliger und Pflichtaufgaben dazu bei, daß wir in Münster uns noch einiges leisten können, was andernorts an Infrastruktur und Angeboten zurückgefahren werden muß." Als Beispiele nannte sie die Einlösung des Rechtsanspruchs auf einen Kindergartenplatz, die integrative Erziehung und die Übermittag-Betreuung. "Das wäre ohne die Mitwirkung der Freien Träger, der Elterninitiativen und der Schulkollegien nicht machbar gewesen." Gerade die Frauen hätten hierbei einen großen Beitrag geleistet. "Es ist deshalb nur konsequent, ihnen mehr Beteiligungsmöglichkeiten bei kommunalen Enscheidungsprozessen zu eröffnen."
Friedensjubiläum muß ins nächste Jahrtausend strahlen Einen deutlichen "bürgerschaftlichen Stempel" werde auch das Jubiläumsjahr "350 Jahre Westfälischer Friede" mit seinen rund 400 Veranstaltungen tragen. Historikerpreis, Westfälischer Friedenspreis, Europaratsausstellung - die Strahlkraft des Jubiläums für den Ruf Münsters dürfe nicht auf die Aktualität beschränkt bleiben, sie müsse ins nächste Jahrtausend übertragen werden, betonte die Oberbürgermeisterin.
Soziales und Gesundheit, Kultur und Sport, Kinder- und Jugendarbeit - der "bürgerschaftliche Stempel" sei in nahezu allen Bereichen des kommunalen Lebens in Münster wiederzufinden, sagte Marion Tüns. Eine neue Qualität der bürgeschaftlichen Beteiligung habe der Prozeß zur Erarbeitung einer Lokalen Agenda für das "Münster in der Welt von morgen" eröffnet. Er führe auf breiter öffentlicher Basis unterschiedlichste Interessen und Standpunkte zusammen.
Vom Spezialistenghetto zur gemischten Teamkonferenz Neue Perspektiven gibt es nach Überzeugung der Oberbürgermeisterin aber auch für die Zusammenarbeit von Verwaltung und Rat. Mit der Doppelspitze ist die "klassische Trennung" entfallen. "Weder Politik noch Verwaltung geben damit Kernbereiche ihres Selbstverständnisses auf." Zugleich werde mehr Effizienz und Bürgerorientierung erreicht, "zwei der wichtigen übergeordneten Zielsetzungen der Verwaltungsreform". Marion Tüns: Schon in den letzten Jahren "sind wir ein gutes Stück vorangekommen auf dem Weg vom schalldichten Verwaltungsbunker zum Open-Air-Echo im Rat, und wir gehen den Weg weiter vom Spezialistenghetto zur gemischten Teamkonferenz."
Finanzen: "wovon" und "wie" leben gehören zusammen Was die Stadt sich auf dem Weg in die Zukunft leisten könne, müsse sich an der Finanzierbarkeit orientieren. "'Sich nach der Decke strecken' ist gute münstersche Tradition, die aber nicht die kreative Idee ausschließt, sich diagonal auf diese Decke zu legen", sagte die Oberbürgermeisterin. Die Aussage, es ginge nicht um das "wie", sondern allein um das "wovon" wir in Münster leben wollten, beschneide kreative Möglichkeiten auf statuserhaltende Notwendigkeiten. "Als Modellstadt der Zukunft ist es eine vordringliche Aufgabe, die beiden Vorgaben des 'Wovon' und des 'Wie' in nachhaltigen Einklang zu bringen."
Bildung und Weiterbildung, Qualifizierung für Wiedereinsteiger in den Arbeitsmarkt, Kinderbetreuung, Arbeitsmarkt-Initiative oder das Gesundheitshaus zeigen, wie eng das "Wie" und das "Wovon" verknüpft sind. Gleiches gilt etwa für das Förderprogramm Altbausanierung mit seiner ökonomischen und ökologischen Wirkung. "Wirtschaftskraft stärken und soziale Gerechtigkeit erhalten sind keine gegensätzlichen, sondern korrespondierende Pole", betonte Oberbürgermeisterin Tüns.
Technologie- und Wissenschaftspark, Gewerbeflächen Der Arbeitsplan von Rat und Verwaltung für die kommenden Jahre ist umfangreich. Vorneweg steht das Ziel, gemeinsam mit Universität und Fachhochschule das große Innovationspotential für die wirtschaftliche Entwicklung zu nutzen (Stichworte: Technologie- und Wissenschaftspark). Hinzu kommt die vorausschauende, bedarfs- und umweltgerechte Bereitstellung von Flächen für Betriebe.
Preußen-Park, Hafen/Halle Münsterland, Innenstadt Ein Schwerpunkt der Stadterneuerung bleibt das Projekt Hafen/Halle Münsterland, wo "ein neues Tor zur Innenstadt" entstehe. Für den Preußen-Park ist der Satzungsbeschluß für Mitte 1998 vorgesehen.
Die Attraktivität der Innenstadt gelt es zu stabilisieren und zu erhalten. "Ihre Erreichbarkeit muß gewährleistet sein, aber sie läßt sich nicht auf die Zahl der Parkplätze und Parkhäuser reduzieren", sagte die Oberbürgermeisterin und verwies unter anderem auf das Modellvorhaben City-Logistik. Große Bedeutung habe die Entwicklung der Gewerbe-, Büro- und Wohnflächen an der Stubengasse. Der Neubau der Sparkasse an der Weseler Straße schaffe Platz für das Picasso-Museum und gebe fast 10 000 Quadratmeter hochattraktive Fläche für Handel und Dienstleistung frei. Die Anstrengungen im Wohnungsbau ließen zunehmend eine Entlastung auch im mittleren und unteren Mietpreisbereich erwarten, sagte Marion Tüns. "Mit großer Sorgfalt" sei darauf zu achten, daß im Gleichklang mit Wohngebieten die Infrastruktur wachse. "Hier ist ein ganz besonders wichtiges Aktionsfeld für die gemeinsame Planung von Verwaltung, Rat und Bürgerschaft."
Umwelt, Bildung, Sport, Kultur Im Umweltschutz wird Münster weiter mit eigenen Projekten mit gutem Beispiel vorangehen. Dazu gehört etwa der Klimaschutz. Dazu gehört die ökologische und ökonomische Alternative zur Müllverbrennung. Nach erfolgreichem Abschluß der Pilotphase stehen große Anlagen-Investitionen bevor: Zur Jahrtausendwende sind insgesamt 150 Mio Mark für die Realisierung der dreistufigen Restabfallbehandlungs-Großanlage - bestehend aus Sortierung, Vergärung und Naßoxidation - vorgesehen. Investitionen in Zukunft werden aber auch im Bildungsbereich getätigt. Fast 100 Millionen Mark fließen in den nächsten Jahren in die Sanierung und Erweiterung von Schulgebäuden, führte Oberbürgermeisterin Tüns aus. Im Sportstättenbau habe die Public-Private-Partnership neue Perspektiven eröffnet und bürgerschaftliche Beteiligung mit Verantwortung gepaart. Und als Grundlage für die Diskussion des Kulturhaushalts ist für Marion Tüns unbestritten: "Münster ist Kulturstadt. Kultur ist eine der tragenden Säulen in Münsters Stärkeprofil."
„Markantester Zug im Stärkeprofil aber ist die Vielfalt, der Facettenreichtum der Möglichkeiten, die sich in Münster für alle bieten, von denen alle profitieren und die in ihrer Gesamtheit stiftend sind für die große Identität, die die Bürgerschaft mit ihrer Stadt empfindet“, so die Oberbürgermeisterin. „Diese Stärke zu fördern, ist die Herausforderung der Zukunft. Sie verlangt, das Ganze zu sehen, ohne das Einzelne aus den Augen zu verlieren.“