Verzicht aufs eigene Auto - Gewinn an Lebensqualität

12.01.1998

Wettbewerb präsentiert Ideen für erste autofreie Wohnsiedlung in NRW

(SMS) Ab dem kommenden Jahr soll in Münster an der Weißenburgstraße die erste autofreie Wohnsiedlung Nordrhein-Westfalens entstehen. Kein Autolärm und Abgasgestank, dafür spielende Kinder auf der Straße - das wird dann für 250 Mietparteien auf dem Gelände der ehemaligen Hindenburgkaserne Wirklichkeit. Unter 27 Architekten, die beim Städtebaulichen Realisierungswettbewerb „Wohnen ohne (eigenes) Auto“ in die engere Wahl kamen, prämierte die Jury jetzt die besten Entwürfe.

Etwa 40 Prozent der Wohnungsbewerber und zwischen 15 und 20 Prozent der Grundstücksbewerber in Münster haben kein eigenes Auto, weiß Dr. Rainer Karliczek, Leiter des städtischen Planungsamtes. Dennoch gibt es bislang in ganz NRW noch kein einziges Wohngebiet, das auf die Wünsche von Nicht-Autobesitzern zugeschnitten ist und wo sie die angenehmen Konsequenzen ihres Mobilitätsverhaltens genießen könnten. Karliczek: „Die Planungen sind ein wichtiger Baustein der nachhaltigen Stadtentwicklung und ein weiterer Beitrag zur Lokalen Agenda 21.“

Das Land Nordrhein-Westfalen fördert das „Wohnen ohne (eigenes) Auto“, verspricht es sich doch eine Initialzündung für weitere Städte und Gemeinden. Die Landesministerien für Stadtentwicklung, Kultur und Sport und für Bauen und Wohnen haben daher den Städtebaulichen Realisierungswettbewerb gemeinsam mit dem Landesverband der Johanniter-Unfall-Hilfe und der Stadt Münster ausgelobt. 227 Arbeiten wurden in der ersten Phase des Wettbewerbs abgegeben. 27 Wettbewerbsteilnehmer wurden anschließend aufgefordert, ihre Entwürfe zu konkretisieren.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe, Eigentümerin des 3,2 Hektar großen ehemaligen Kasernengrundstücks, will zusammen mit der Wohnungsgesellschaft Münsterland etwa 250 Wohneinheiten, ein Altenwohnstift, ein Gesundheitszentrum, ein Begegnungszentrum, Cafeteria, Veranstaltungssaal und eine Kindertagesstätte auf dem Gelände errichten. Zwei Drittel der Wohnungen werden mit öffentlichen Mitteln gefördert, ein Teil wird auf die Ansprüche älterer und behinderter Menschen zugeschnitten. Auch wenn die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner sich wohl in erster Linie auf Fahrrad und öffentlichen Nahverkehr verlassen werden - ganz werden die Autos nicht aus der neuen Siedlung verbannt. Für den Transport von Behinderten und für Lieferfahrten sind einige, wenige Stellplätze vorgesehen. Eine Car-Sharing-Station soll weitere Mobilität gewährleisten.

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