"Gesundheit für alle" steht für städtische Lebensqualität

09.02.1998

Oberbürgermeisterin Tüns: Beitritt zum Gesunde Städte-Netzwerk ist auch sozialpolitische Herausforderung

(SMS) "Gesundheit für alle", dieses Kriterium gilt künftig für sämtliche städtischen Aktivitäten, die sich auf die Lebensbedingungen der Bürgerinnen und Bürger auswirken. "Mit dem Beitrittsantrag zum Gesunde Städte-Netzwerk hat sich der Rat der Stadt verpflichtet, der Gesundheitsförderung erstrangige Bedeutung beizumessen", sagte Oberbürgermeisterin Marion Tüns. Die Mitgliedsurkunde ist eingetroffen, damit gilt: Wer von städtischer Lebensqualität spricht, muß die Qualität der Gesundheitsförderung immer mit im Blick haben.

Die mittlerweile 39 Kommunen im Gesunde Städte-Netzwerk der Bundesrepublik haben sich ein Neun-Punkte-Programm gegeben. Es schließt die Zustimmung zur sogenannten "Ottawa-Erklärung" der Weltgesundheitsorganisation ein. Abbau von gesundheitlicher Chancenungleichheit, Beteiligung und Einflußnahme durch Bürgerinnen und Bürger, Ausbau sozialer Netzwerke und Neuorientierung der öffentlichen Gesundheitsdienste lauten darin einige Kernpunkte.

"Wir unterziehen wesentliche Vorhaben einer Umweltverträglichkeitsprüfung. Warum sollte ein 'Gesundheits-Check' nicht genauso selbstverständlich sein?" erläuterte Oberbürgermeisterin Tüns. Ohnehin hätten Umwelt und Gesundheit viel miteinander zu tun. "Verkehrsplanung und Wohnungsbau zum Beispiel wirken sich immer auf die Ökologie aus. Zugleich setzen sie die Rahmenbedingungen für unsere unmittelbare Lebenswelt. Sie entscheiden mit, ob wir in unserer Stadt gesund leben können."

"Gesundheit für alle" ist darüber hinaus eine sozialpolitische Herausforderung. Immer größere Bevölkerungsgruppen drohen an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden. "Sie machen die bittere Erfahrung, daß Gesundheit ein im doppelten Wortsinn teures Gut ist", so die Oberbürgermeisterin. "Die Kommune kann Gesundheitsgesetze und Kostenbeteiligung nicht aus der Welt schaffen. Aber sie kann und muß gewährleisten, daß ihre eigenen Gesundheitsdienste für alle erreichbar sind. Und sie kann die Voraussetzungen schaffen, daß Initiativen, Verbände und Selbsthilfegruppen auf örtlicher Ebene zusammenarbeiten und sich gegenseitig ergänzen können." Hierbei werde das Gesundheitshaus an der Gasselstiege eine zentrale Rolle spielen. "Im Juni beginnen die Bauarbeiten, im Herbst 1999 ist es bezugsfertig", kündigte Oberbürgermeisterin Tüns an.

Nicht nur hier werden die neuen Konturen der münsterschen Gesundheitspolitik deutlich, erläuterte Gesundheitsdezernentin Helga Bickeböller. Das Beispiel Coerde steht für aufsuchende Arbeit des Gesundheitsamtes in den Stadtteilen. Ärztliche Untersuchungen und Beratung von Flüchtlingskindern und -familien stehen für den Abbau von Chancenungleichheit bei benachteiligten Bevölkerungsgruppen. Speziell den Flüchtlingskindern ist zudem die jüngste Untersuchung der Gesundheitsberichterstattung gewidmet.

"Wir haben eine eigenständige Gesundheitsplanung aufgebaut. Deren Ziel ist, für möglichst alle Bürger Voraussetzungen und Befähigung zu einem gesunden und gesundheitsbewußten Leben zu schaffen", so Stadträtin Bickeböller. Als unverzichtbarer Bündnispartner werde sich dabei die Gesundheitskonferenz erweisen, in der die wichtigen Einrichtungen und Initiativen aus dem örtlichen Gesundheitswesen vertreten sind.

Innerhalb der Verwaltung laufen die Fäden für die Gesundheitspolitik bei Anna Pohl zusammen. Die persönliche Referentin von Stadträtin Bickeböller nimmt die Aufgabe einer "Leiterin Gesundheitsmanagement" wahr.

Das städtische Gesundheitsamt wird bis zum Sommer 1998 einen detaillierten Stufenplan zur Gesundheitspolitik vorlegen. Der Plan wird in den Ratsgremien beraten. Ebenfalls gefragt ist die fachliche Begleitung der Gesundheitskonferenz. Und selbstverständlich werden die bürgerschaftlichen Initiativen und Selbsthilfegruppen mit von der Partie sein, wenn die neuen Wege zur Gesundheitsförderung zur Diskussion stehen.

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