Kindergärten sind der Stadt teuer

11.02.1998

Pro Jahr 60 Millionen Mark / Situation in Roxel wirft grundsätzliche Fragen auf / Lösung in Sicht

(SMS) Der Stadt Münster sind die Kindergärten im doppelten Wortsinn teuer. Über 50 Mio Mark hat sie nach Angaben von Jugenddezernentin Helga Bickeböller in den zurückliegenden fünf Jahren in neue Plätze in Tageseinrichtungen investiert. Dazu kommen pro Jahr über 60 Mio Mark Personal- und Sachkosten für den Betrieb der Einrichtungen. Auch wenn die Kassen knapp sind, „an der Tagesbetreuung wird in Münster nicht gespart“, betont Stadträtin Bickeböller. „Und an der guten Versorgungslage soll sich nichts ändern.“
Mit 169 Tageseinrichtungen (davon 29 in städtischer Trägerschaft) für rund 8500 Kinder erreicht Münster eine hervorragende „Versorgungsquote“. „Die Plätze reichen, um die Drei- bis Sechsjährigen rechnerisch zu 100,7 Prozent zu betreuen“, erläutert Karl Janssen, Leiter des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien.
An den Betriebskosten der Kindergärten beteiligen sich neben der Stadt auch die freien Träger. Ihr gesetzlich festgeschriebener Anteil richtet sich nach der Finanzkraft. Zum Beispiel bringen Elternvereine fünf Prozent der laufenden Kosten auf, Arbeiterwohlfahrt und Deutsches Rotes Kreuz zehn Prozent. Die Kirchen, die unter anderem über Einnahmen aus der Kirchensteuer verfügen, tragen laut Gesetz 27 Prozent der Betriebskosten.
Auch wenn bei freien Trägern und Kommunen viel über Einsparungen diskutiert wird - aus finanziellen Gründen mußte in Münster bisher nicht eine einzige Gruppe geschlossen werden. „Zu einer Schließung kam es allenfalls mal, weil die Zahl der Kinder im Einzugsbereich der Einrichtung gesunken ist“, so Amtsleiter Janssen. „Normalerweise nutzen wir diese Entwicklung aber als Chance, reine Kindergarten-Gruppen in Gruppen mit Ganztagsangebot für Kinder unter drei und über sechs Jahren umzuwandeln.“
Vollkommen neu ist die Lage in Roxel. Hier hat erstmals ein kirchlicher Träger erklärt, er könne den Eigenanteil nicht mehr aufbringen und müsse sein Angebot einschränken, obwohl die Eltern für ihre Kinder Betreuungsbedarf sehen. Nun fordern Eltern, die Stadt solle als freie Leistung Kostenanteile des Trägers übernehmen.
„Eine solche Regelung würden mit Sicherheit auch viele anderen Träger mit finanziellen Engpässen gerne in Anspruch nehmen. Wo aber dann die Grenze ziehen?“ gibt Karl Janssen zu bedenken. Abteilungsleiter Matthias Selle macht dazu folgende Rechnung auf: „Würde die Stadt für alle rund 130 Tageseinrichtungen der freien Träger die Anteile übernehmen, kostete sie das pro Jahr etwa 15 Mio Mark.“
Selbst wenn das Geld vorhanden wären, widerspräche das den Absichten des Gesetzes über Tageseinrichtungen für Kinder. Das Gesetz wird zur Zeit überarbeitet. In der Neufassung soll die finanzielle Situation der freien Träger stärker berücksichtigt werden. Unabhängig davon bemüht sich das Amt für Kinder, Jugendliche und Familien, zusammen mit dem Träger für Roxel eine Lösung zu finden. Die Gespräche laufen, noch vor Mitte März soll ein erstes Ergebnis vorliegen.

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