2500 Tonnen Druck und nur 5 Zentimeter Toleranz

16.02.1998

Arbeiten für fünften Bauabschnitt des Hauptsammlers III beginnen

(SMS) Seit wenigen Tagen laufen die Rohre unter Münsters östlichem Tangentenring wieder heiß. Im unterirdischen Rohrvortriebverfahren werden Stahlbetonrohre mit einem Durchmesser von zwei Metern von einer Grube nahe des Franziskus-Hospitals bis zur Manfred-von-Richthofen-Straße waagerecht mit 2500 Tonnen Druck in die Erde gepreßt. Mit nur fünf Zentimetern Toleranz nach oben und unten und höchstens 20 Zentimetern nach rechts und links sollen sie Ende März nach 347 Metern am Ziel auftauchen. Dann ist der Kraftakt für den fünften Bauabschnitt des Hauptsammlers III, Münsters Haupt-Abwasserader, abgeschlossen.

Von April bis Juni folgt die Pressung für den vierten Bauabschnitt des Hauptsammlers zwischen Kaiser-Wilhelm-Ring und Erphostraße. Sind beide Rohrleitungen am Platze, läßt das Tiefbauamt von der Erphostraße beginnend die Zuläufe aus den Seitenstraßen sowie die angrenzenden Gebäude an die neue Kanalisation anbinden. In der Preßgrube in der Grünanlage nördlich des Franziskus-Hospitals bekommt die neue Rohrleitung einen Schieber. Damit kann bei starken Niederschlägen der Wasserdurchfluß begrenzt werden - ein unterirdisches Regenrückhaltebecken.

Der Hauptsammler III transportiert das Abwasser von etwa 55 000 Münsteranerinnen und Münsteranern aus den östlichen Stadtgebieten vom Hansaring unter dem gesamten östlichen Ringsystem bis zum Hauptpumpwerk an der Gartenstraße. Von dort wird das Abwasser zur Hauptkläranlage Coerde gepumpt. Der in acht Bauabschnitten erneuerte bzw. noch zu erneuernde Sammler ersetzt den alten Hauptsammler III, der noch von der Jahrhundertwende stammt. Er ist zum Teil stark beschädigt und insgesamt marode. Im Hansaring, dem achten Bauabschnitt, mußte der Kanalbau sogar wegen akuter Einsturzgefahr vorgezogen werden.

„Die 35 Millionen-Investition in den Neubau des Hauptsammlers III ist die größte Umweltschutzmaßnahme in Münster nach der Erweiterung der Hauptkläranlage“, betont Tiefbauamtsleiter Rudolf Schabbing. „Nur wenn wir gewährleisten, daß kein schadstoffbelastetes Abwasser durch undichte Rohrleitungen in das Erdreich dringen kann, können wir die Qualität des Grundwassers schützen.“ Erneuern ist kostengünstiger als ständiges Reparieren, ergaben außerdem Untersuchungen des städtischen Tiefbauamtes 1993. Im Zuge des Neubaus wird gleichzeitig das Gefälle des Sammlers um 2,50 Meter erhöht. Das bringt eine größere Fließgeschwindigkeit und verursacht damit geringere Betriebskosten.

Das unterirdische Vorpreßverfahren erwies sich aus mehreren Gründen als die geeignetste Methode beim Bau: Die wertvollen Straßenbäume werden auf diese Art nicht so in Mitleidenschaft gezogen wie bei der konventionellen Bauweise mit offener Grube. Belastungen durch Staub und Dreck werden gering gehalten, da nur in größeren Abständen Gruben ausgehoben werden und keine riesigen Mengen an Bodenaushub transportiert werden müssen. Die Beeinträchtigungen für den Verkehr bleiben dadurch gleichfalls im Rahmen.

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