Münster repräsentiert Deutschland bei europaweiter Pflege-Studie
Der erste Teil der umfangreichen Studie enthält eine Bestandsaufnahme der Pflegesysteme von acht europäischen Ländern. Im zweiten Schritt wird nun beispielhaft in sechs europäischen Städten die Alltagswirklichkeit pflegender Angehöriger insbesondere von Alzheimer-Patienten untersucht. Dabei steht Münster stellvertretend für die bundesdeutschen Städte, weil hier das Tagespflege-Angebot über Jahre systematisch gefördert und ausgebaut worden ist.
Die Stadt hat im Vergleich zu anderen Kommunen eine gute „Pflege-Infrastruktur“ mit 103 Tagespflegeplätzen in sechs Einrichtungen. Hinzu kommt das Informationsbüro Pflege. Beim internationalen wissenschaftlichen Beirat, der die Studie begleitet, war nicht zuletzt das modellhafte Gerontopsychiatrische Zentrum Clemens-Wallrath-Haus bekannt. Es bietet für ältere psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen alle Hilfen unter einem Dach.
Trotz aller Angebote: Der Alltag der pflegenden Angehörigen ist schwierig. Extreme zeitliche Belastung, nicht eine Nacht durchschlafen können, körperliche Erschöpfung, zusätzlich noch finanzielle Opfer. Was das in der Praxis heißt, können die Angehörigen nur selbst sagen. Deshalb sollen sie befragt werden. Die münsterschen Tagespflegeeinrichtungen schreiben Angehörige an, die dafür infrage kommen und bitten sie um Beteiligung. Sozialdezernentin Helga Bickeböller: „Je mehr mitmachen, umso umso besser können die Bedürfnisse von pflegenden Angehörigen geltend gemacht werden.“
In Münster wird die Untersuchung vom Clemens-Wallrath-Haus betreut. In dessen Auftrag wird eine speziell ausgebildete Mitarbeiterin die Befragungen vornehmen. „Selbstverständlich werden alle Daten aus der Erhebung anonymisiert“, betont der Leitende Arzt Dr. Klaus Telger. „So ist gewährleistet, daß hinterher niemand feststellen kann, von wem welche Angaben stammen.“