Alle 30 Minuten ein Notfall
Einsätze im Rettungsdienst überwiegen Der Rettungsdienst absolviert mittlerweile den Löwenanteil aller Einsätze. In 34 300 Fällen war er gefragt. Um 23 Prozent sind die Einsatzzahlen in diesem Bereich seit 1993 gestiegen, um acht Prozent allein im Vergleich zum Vorjahr. Der Rettungsdienst hilft nicht nur bei Unfällen, Herzattacken, Schlaganfall oder sonstigen medizinischen Notfällen. In Kooperation mit dem Roten Kreuz, dem Arbeiter-Samariter-Bund und der Johanniter-Unfall-Hilfe teilt er sich außerdem die Krankentransporte, die in Münster zu erledigen sind. 19 290 Einsätze waren es allein 1997.
Die Gründe für die Zunahme der Aufgaben in der Notfallrettung sind vielschichtig, erklärt der Leitende Branddirektor Benno Fritzen, Leiter der münsterschen Feuerwehr: „Zum einen wird die Bevölkerung im Durchschnitt älter, typische Alterskrankheiten begegnen uns daher öfter. Zum anderen zeigt aber auch die bessere gesundheitliche Aufklärung Wirkung, das heißt auch Laien erkennen heute die Symptome eines Herzinfarktes besser und holen Hilfe. Dynamischere Sportarten sowie soziale Notlagen und Brennpunkte bescheren uns außerdem mehr Einsätze.“
Einen weiteren Grund weiß Fritzen aus leidvoller Erfahrung: „Die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich selbst zu helfen, schwinden zusehends. Zum Teil rührt das natürlich daher, daß die Leute mittlerweile um die Präsenz und die Möglichkeiten des Rettungsdienstes wissen, doch andererseits ist auch die Schwelle erheblich gesunken, bis zu der viele bereit sind, bei kleineren Verletzungen und Bagatellerkrankungen selbst den Arzt aufzusuchen. Bisweilen werden wir als ‘Notfall’ zu einer einfachen Schnittwunde im Finger gerufen, bei der ein Pflaster ausgereicht hätte. Das ist schon grotesk.“
Schnelles Eingreifen bei Feuern rettete Millionenwerte Zu Bränden wurde die Feuerwehr 955mal gerufen - das erste Mal nur fünf Stunden nach Jahreswechsel zum Brand einer Pizzeria in Gremmendorf. Es folgte ein „heißer“ Sommer mit einer Serie von Großbränden - überwiegend Brandstiftung. Nach über zwei Jahren, in denen erfreulicherweise kein Mensch im Feuer ums Leben gekommen waren, mußten 1997 wieder vier Brandtote verzeichnet werden. Dennoch liegt Münster seit langen Jahren unterhalb des Bundesdurchschnitts von einem Brandtoten pro hunderttausend Einwohner und Jahr.
Durch Feuer sind im letzten Jahr Schäden von geschätzten 11,2 Mio. Mark entstanden. Fast in jedem Fall gelang es den Feuerwehrleuten, ein Übergreifen der Flammen auf weitere Gebäudeteile, Nachbargebäude oder weitere Anlagen zu verhindern. Insofern kalkuliert man nach einer bundeseinheitlich verwendeten Formel, daß durch das Eingreifen der Feuerwehr in Münster über 110 Mio. Mark an Werten erhalten werden konnten.
Großeinsätze gab es 1997 auch bei Unwettern und im Kampfmittelräumdienst: Sturm und Regen hielten Ende Juni die Einsatzkräfte über Stunden auf Trab und erforderten auch den massiven Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr. Mehrere Bombenfunde lösten umfangreiche Evakuierungen und Warnungen aus.
Planungssicherheit für die Zukunft Wichtige Voraussetzungen schuf im vergangenen Jahr der Rat, damit die Retter auch in Zukunft schnelle und professionelle Hilfe leisten können: Mit dem Rettungsdienstbedarfsplan und ersten Grundlagen für ein Vorbehaltsstraßennetz, das den Feuerwehrfahrzeugen ein schnelles Durchkommen auf den Hauptverkehrsstraßen sichert, konnte die Feuerwehr Sicherheit für ihre Planung gewinnen.
Mit zusätzlichem Personal vermochte die Berufsfeuerwehr einen Teil der Mehrarbeit aufzufangen: Zwölf neue Stellen gab es, dadurch kann jetzt ein vierter Rettungswagen ständig besetzt werden. Die Ärztliche Leitung des Rettungsdienstes ist nun mit einer halben Stelle bei der Feuerwehr angesiedelt. Durch einen Vertrag mit den Universitätskliniken ist außerdem die Funktion Leitender Notarzt rund um die Uhr abrufbar. Mit mehr Mitarbeitern in den feuerwehreigenen Werkstätten führt die Feuerwehr jetzt wieder umfangreichere Fahrzeugreparaturen in Eigenregie durch. Die Folge: Mehr Wirtschaftlichkeit, die Unterhaltskosten für den Fuhrpark sanken deutlich.
Erfreulich ist die Entwicklung bei der Freiwilligen Feuerwehr. Nicht nur, daß die Freiwilligen stärker bei Brand- und Katastrophenbekämpfung eingebunden wurden, auch die Mitgliederzahlen stiegen. 13 Prozent mehr Aktive innerhalb eines Jahres, die Jugendfeuerwehr verdoppelte sogar ihre Mitgliederzahl.