Königliche Kutschfahrt zum Friedensjubiläum

30.04.1998

12. bis 15. Mai: Neuauflage der Gesandten-Reise von Hengelo nach Münster / Fahrten vor 350 Jahren waren kein Vergnügen

(SMS) Wenn sich am 15. Mai der Tag jährt, an dem als Teil des Westfälischen Friedens der „Vrede van Munster“ (spanisch-niederländischer Separatfrieden) beeidigt wurde, rollen sie wieder über Münsters Straßen: Die historischen Kutschen, 1648 mit den Gesandten unterwegs von Hengelo nach Münster zur Ratifizierung der Verträge, stehen 350 Jahre später wieder im Mittelpunkt des Geschehens. Die Neuauflage der viertägigen Kutschentour wird „gekrönt“ von einer Fahrt Seiner Königlichen Hoheit Prinz Willem-Alexander der Niederlande vom Schloß zum Prinzipalmarkt, wo der Prinz im Friedenssaal von Oberbürgermeisterin Marion Tüns empfangen wird.
Vom 12. bis zum 15. Mai sind die Vierspänner mit den zehn historischen Kutschen aus den Jahren 1860 bis 1880 - eskortiert von Herolden und Reitern - unterwegs von Schloß Twickel über Delden nach Hengelo, Glanerbrug, Ochtrup, Steinfurt, Altenberge bis nach Münster. Musik aus dem 17. Jahrhundert, Fahnenschwenker und Spiele begleiten die romantische Kutschfahrt im Zeichen des Friedensjubiläums.
Wer sich allerdings näher dafür interessiert, wie man vor 350 Jahren auf Reisen ging, sollte die liebgewordenen Vorstellungen einer idyllischen Kutschfahrt besser über Bord werfen. Jede größere Reise erforderte umfangreiche Vorbereitungen und Anstrengungen, war teuer und darüber hinaus durch Rad-, Achsen- und Deichselbrüche, Stürze und Zusammenstöße, Diebstähle, Überfälle, Raub und Mord immer ein Wagnis für Leib und Leben. Nicht von ungefähr empfahlen die Reisehandbücher, vor Antritt einer Fahrt die nötigen testamentarischen Verfügungen zu treffen.
In den alten Zeiten reisten vor allem jene, die durch Beruf und Ausbildung dazu gezwungen waren: Kaufleute auf der Suche nach Märkten, Diplomaten in politischer Funktion, Kleriker in Missionsgeschäften, Soldaten zu Schlacht und Tod. Durch Ausstattung, Bauart, Bemalung, Bespannung und Begleitung konnte der soziale Status sehr genau und weithin sichtbar demonstriert werden.
In Frankreich durften beispielsweise Herzöge über das Dach ihrer Prunk-Karossen scharlachrote Tücher breiten; sie dort festnageln zu lassen war jedoch das ausschließliche Vorrecht der Prinzen königlichen Geblütes. In den deutschen Staaten standen den Adeligen Vierer-, den Fürsten und Reichsgrafen Sechser- und nur den nächsten Verwandten der regierenden Fürsten Achtergespanne zu. 1683 mußte sogar ein sächsicher Landtag abgesagt werden, weil man sich nicht darüber einigen konnte, ob die Reichsgrafen in Vierer- oder Sechsergespannen vorfahren durften.
„Normale“ Reisende dagegen beklagten das „unbequeme enge Sitzen, den oft pestilenzialischen Gestank unsauberer Reisegesellschaften und die dummen, abgeschmackten, oft zotenhaften und schmutzigen Reden und Gespräche der ehrsamen bunten Reisekompagnie“: Das Reisen war weder für den Körper noch für den Geist ein Vergnügen.
Im Vorfeld der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden ist es daher kaum verwunderlich, daß die Kutschen mit den Gesandten nur langsam und in großen Zeitabständen in Münster eintrafen. Sie wurden an der Stadtgrenze vom Stadtkommandanten begrüßt, die Karossen der bereits in der Stadt weilenden Diplomaten fuhren ihnen entgegen und kamen in ihrem Gefolge zurück. Bei den Vertretern der Großmächte und der Kurfürsten, die von den Bürgermeistern mit einer lateinischen Rede begrüßt wurden, bildeten Bürgeraufgebot und Stadtsoldaten in den Straßen Spalier.
Für besonderen Trubel sorgte die Ankunft einer Frau: Anne-Geneviève de Bourbon-Condé, Herzogin von Longueville. Ihr Gemahl, der Herzog von Longueville, war der Hauptbevollmächtigte der französischen Krone beim Friedenskongreß. Die junge Frau reiste mit besonders viel Gefolge. In dem Zug der Reisenden war ihre Kutsche der prunkvolle Höhepunkt. Die Sänfte, die auf zwei Mauleseln mit seidenen Zügeln leer vor der Leibkutsche hergeführt wurde, war „ganz von rothen sammet mit güldenen bordten“ verziert. Die Leibkutsche selbst wurde von sechs Pferden gezogen und war ebenso üppig geschmückt.
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