"Die Jugendlichen hatten eine Menge Fragen im Kopf"

07.05.1998

Stadt und KCM ziehen positive Bilanz des Gastspiels von "Comic On" / Über 900 Besucher

(SMS) Die Stadt und das Schwulen- und Lesbenzentrum KCM haben eine positive Bilanz des Gastspiels der Kabarettgruppe „Comic On“ im Pumpenhaus gezogen. Über 900 Schülerinnen und Schüler aus münsterschen Schulen haben die Auftritte des Kölner Theater-Ensembles besucht, das mit seinem Programm „aufgerissen“ die Lebenswelt der Kids thematisiert hat: Von der ersten Liebe über Partnerschaft bis hin zu Rollenbildern.

„Die Aufführungen waren eine sinnvolle Ergänzung der schulischen Sexualerziehung“, resümiert Schuldezernentin Helga Boldt. Den Schauspielern sei es eindrucksvoll gelungen, Jugendliche jenseits rein biologisch-funktionaler Betrachtungsweisen zu einer Auseinandersetzung mit ihren Gefühlen zu bewegen. Für Helga Boldt keineswegs eine Selbstverständlichkeit, „denn immer noch bestehen in der schulischen Sexualerziehung Defizite.“ Oft ginge es im Unterricht ausschließlich darum, den Schülern Fachwissen zu vermitteln. „Jugendliche müssen aber auch lernen, mit ihrer Sexualität selbstbewußt umzugehen.“

Die Dezernentin hatte in einem Brief an die weiterführenden Schulen gemeinsam mit ihrer Kollegin, der Sozialdezernentin Helga Bickeböller, einen Besuch des Jugendkabaretts empfohlen.

Für Martin Sommermeyer vom KCM waren das anschließende Gespräch zwischen den Jugendlichen und den Schauspielern und die Nachbereitung im Unterricht durch Mitarbeiter des KCM wichtig. „Die Schülerinnen und Schüler hatten eine Menge Fragen im Kopf. Über Liebe, Gefühle, Zärtlichkeit, auch über Homosexualität.“ Dabei sei deutlich geworden, daß das Spektrum der Emotionen im Unterricht nicht oder nur unzureichend thematisiert werde.

Helga Bickeböller hob die Chancen der Einbindung außerschulischer Kompetenz in der Sexualerziehung hervor. „Für Jugendliche ist eine Gesprächsatmosphäre wichtig, die nicht von Bewertungszwängen überlagert ist.“ Die Stadt Münster werde daher auch in Zukunft Beiträge leisten, Jugendliche auf dem Weg zu einem selbstbestimmten und verantwortlichen Umgang mit ihrer Sexualität zu unterstützen.

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