"Münsters Rolle im Dreißigjährigen Krieg"

08.05.1998

Zweiter Band der Kleinen Schriften aus dem Stadtarchiv Münster erschienen

(SMS) Das Jubiläumsjahr des Westfälischen Friedens läßt sich kaum feiern, ohne an Not, Hunger und Hoffnungslosigkeit zu erinnern. Auch wenn Münster und Osnabrück, die beiden Städte des Friedenskongresses, nicht so grausam unter dem Krieg gelitten haben wie zum Beispiel Magdeburg, das 1631 völlig zerstört wurde, haben doch auch sie 30 Jahre Krieg erlebt. Dr. Helmut Lahrkamp ist als Experte für die Geschichte von Krieg und Frieden im 17. Jahrhundert bekannt geworden. Das neue Buch des ehemaligen Leiters des Stadtarchivs Münster behandelt die Rolle der Stadt Münster im Dreißigjährigen Krieg.

Als zweiter Band in der Reihe „Kleine Schriften aus dem Stadtarchiv Münster“ steht das Buch für eine Kooperation des Stadtarchivs mit dem Verlag Regensberg. Herausgeber des Buches sind Prof. Dr. Franz-Josef Jakobi, Leiter des Stadtarchivs, und Dr. Ralf Klötzer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Stadtarchiv.

Wichtigste Darstellungsgrundlage sind für Helmut Lahrkamp die Jahr um Jahr fast lückenlos überlieferten Ratsprotokolle der Stadt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Aus 30 Bänden dieser Protokolle sowie weiteren Akten und Archivalien aus Stadt- und Staatsarchiv zeichnet er die immer wieder gefährdete Entwicklung Münsters zwischen 1618 und 1648 nach. Das Glück und Geschick der „Hauptstadt Westfalens“ steht im Mittelpunkt seines Interesses, darüber hinaus werden militärische und politische Ereignisse im Nordwesten des Reiches angesprochen, soweit sie Münster berührten.

Es wird deutlich, daß die Bindung der Stadt an die katholischen Kräfte im Reich, vor allem an den Kaiser und den eigenen Landesherrn, den Kölner Kurfürsten, eine Voraussetzung dafür war, daß Münster als Ort für die Durchführung des Friedenskongresses ausgewählt wurde - neben dem mehrheitlich protestantischen, von den Schweden besetzten Osnabrück. Seine Bewahrung im Krieg hatte Münster in erster Linie seiner starken Befestigung sowie seiner Bereitschaft und Fähigkeit zur militärischen Verteidigung zu verdanken. Der Preis dieser Bewahrung aber war hoch: Immer wieder mußten die bürgerlichen Haushalte Sondersteuern aufbringen, um die Stadtsoldaten zu finanzieren, die der Rat in wechselnder Stärke neben der eigenen Bürgerwehr jahrzehntelang zur Bewachung der Stadt verpflichtete.

Vom tollen Christian bis zum schwedischen General Königsmarck, vom Anfang bis zum späten Ende des Krieges - Münster war ein ums andere Mal von Truppen unter protestantischer Führung bedroht. Doch auch gegenüber den katholischen Kriegsparteien mußte die Stadt ihre Interessen und ihre Integrität wahren. Mehrfach konnten Einquartierungen von Truppen nur durch Aufbringung großer Ablösesummen abgewendet werden - jeder Feldherr sah die Festungsstadt Münster als überaus attraktives Winterlager und Standquartier an.

Wenn auch die politische und militärische Geschichte des Dreißigjährigen Krieges im Vordergrund steht, bietet das Buch doch zugleich viele Einblicke in alltägliche Lebensverhältnisse, zumal in Fällen, in denen die auch in Münster allgegenwärtige Gewalt aktenkundig wurde. Diebstähle, Mord und Totschlag und die durchaus nicht seltenen Hinrichtungen hat Helmut Lahrkamp nach dem umfangreichen Archivmaterial dokumentiert. In Zitaten scheint immer wieder die große Friedenssehnsucht der Menschen auf, die 30 Jahre lang unerfüllt bleiben sollte.

Das Buch bietet auf 143 Seiten neben der chronologischen Dokumentation und einem Exkurs zur münsterschen Strafjustiz im Dreißigjährigen Krieg ein Orts- und ein Personenregister sowie einen zusammenfassenden Überblick über den Verlauf des Krieges in Westfalen. 27 Abbildungen zeigen die Fürsten und Führer des Krieges und einige seiner Schauplätze.

Helmut Lahrkamp, „Münsters Rolle im Dreißigjährigen Krieg. Kaisertreue Festungsstadt im Alten Reich“, Kleine Schriften aus dem Stadtarchiv Münster, Band 2. Herausgegeben von Franz-Josef Jakobi und Ralf Klötzer, Verlag Regensberg, Münster 1998, mit 27 Abbildungen. ISBN 3-7923-0717-0 (24 Mark)

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