Münster (SMS) Welchen Beitrag kann Wärme aus tiefen Gesteinsschichten der Erde für die Wärmewende in Nordrhein-Westfalen leisten? Das wollen die Stadt Münster und die Stadtwerke Münster herausfinden und das Potenzial für Tiefe Geothermie in der Domstadt weiter untersuchen. Unterstützt wird das Vorhaben vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen. Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur überreichte am Dienstag, 28. November, einen Förderbescheid über 5,77 Millionen Euro für eine detaillierte Untersuchung der Potenziale zur Tiefengeothermie in Münster.
„Aus Daten werden Projekte. Mit den landesfinanzierten Voruntersuchungen servieren wir den Kommunen in Nordrhein-Westfalen erste, wichtige Erkenntnisse über Erdwärme-Potenziale auf dem Silbertablett. Daher freut es mich umso mehr, dass die Stadtwerke Münster den nächsten Schritt gehen und eine Investitionsentscheidung für eine klimaneutrale Wärmeversorgung der Zukunft getroffen haben“, sagt Ministerin Neubaur.
„Die kommunale Wärmewende ist eine der zentralen Herausforderungen für die Kommunen. Um sie zum Erfolg zu führen und Münster zur Klimastadt zu machen, braucht es auch Pioniergeist und Mut, neue technologische Wege zu gehen“, sagt Oberbürgermeister Markus Lewe. „Dafür steht auch der einstimmige Ratsbeschluss für Tiefengeothermie in Münster im vergangenen Herbst“, betont Lewe.
Im Zuge der Untersuchungen planen die Stadtwerke Münster in der zweiten Jahreshälfte 2024 eine 3D-Seismik. Ziel ist es, mögliche Standorte in Münster zu identifizieren, an denen im nächsten Schritt nach heißem Thermalwasser gebohrt werden kann - so genannte Explorationsbohrungen. Gleichzeitig soll das Projekt Türöffner sein für weitere Geothermie-Projekte im bevölkerungsreichsten Bundesland.
Parallel zur Projektumsetzung erarbeiten die Stadtwerke Münster einen Praxis-Leitfaden sowie ein Bewertungsmodell für Geothermie-Standorte, das andere Kommunen, Versorger und Industrieunternehmen auf ihrem Weg zur Erdwärmenutzung unterstützen soll. „Während Tiefengeothermie im Süden Deutschlands in der Wärmeversorgung bereits etabliert ist, steckt die Nutzung in NRW noch in den Kinderschuhen. Wir wollen zeigen, dass die Technologie auch im Nordwesten Wärme zu einem echten Heimatprodukt machen kann“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Sebastian Jurczyk. Ohne die großzügige Förderung des Landes seien die Investitionskosten für die Erschließung Tiefer Geothermie für die Stadtwerke Münster nicht zu schultern. Die Landesförderung macht rund 50 Prozent der Gesamtkosten aus.
Bereits 2020 hatten sich die Stadtwerke Münster zur Geothermie als eine der Leittechnologien für die Wärmewende in ihrem rund 200 Kilometer langen Fernwärmenetz bekannt. Erste seismische Untersuchungen führte der Geologische Dienst NRW im Auftrag des Landes bereits im Winter 2021 in Münster und angrenzenden Münsterlandgemeinden durch. Die Auswertungen zeigen gute geologische Voraussetzungen mit gleich drei vielversprechenden Kalkgesteinsschichten, die unterhalb Münsters übereinander liegen.
Die Fördergelder fließen in weitere Untersuchungen, die letztlich in einer Standortfindung für eine spätere Bohrung münden und deren Erfolgswahrscheinlichkeit deutlich erhöhen sollen. Dafür werden die tiefen Gesteinsschichten mit Hilfe weiterer seismischer Untersuchungen zunächst dreidimensional modelliert. Anhand dieses Modells können die Stadtwerke Standorte für eine erste Tiefenbohrung identifizieren und damit einen möglichen Standort für ein erstes Geothermie-Heizwerk in NRW, das in ein Fernwärmenetz einspeist und Haushalte mit wohliger Erdwärme versorgt.
Foto: Im historischen Rathaus überreichte NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (2.v.l.) die Förderzusage für eine detaillierte Untersuchung der Potenziale zur Tiefengeothermie in Münster an Stadtdirektor Thomas Paal (l.), Geschäftsführer Sebastian Jurczyk (2.v.r.) und Aufsichtsratsvorsitzenden Walter von Göwels (r.) von den Stadtwerken Münster. Stadtwerke Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.