Münster (SMS) Mehr als 300 bisher nicht bekannte Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung hat der Historiker Timo Nahler vom Stadtarchiv Münster im Rahmen eines städtischen Forschungsprojekts ermittelt. Elf Biografien dieser sogenannten „vergessenen Verfolgten“ stellt das Stadtarchiv nun auf einer eigens für das Projekt gestalteten Webseite vor. Sie stehen stellvertretend für die Schicksale der Verfolgten, die in der Zeit des Nationalsozialismus wegen ihrer sexuellen Orientierung, aus ethnischen oder sozialrassistischen Gründen diskriminiert, verfolgt und ermordet wurden.
Das Stadtarchiv hat gemeinsam mit dem Amt für Kommunikation der Stadt Münster die neue Schwerpunktwebseite zu diesem Thema aufgebaut. Bürgerinnen und Bürger finden unter www.stadt-muenster.de/vergessene-verfolgte weitreichende Informationen und Hintergründe zu den „vergessenen Verfolgtengruppen“. Auf Grundlage historischer Quellen zeigen die elf ausgewählten Lebenswege soziale und wirtschaftliche Zwänge, Mechanismen der Ausgrenzung und die Überlebensversuche der Betroffenen auf.
Viele der Betroffenen litten weit über 1945 hinaus unter Diskriminierungen. Von Entschädigungsleistungen blieben sie ausgeschlossen. Homosexuelle Männer und Frauen bestrafte die Bundesrepublik weiterhin auf Grundlage eines NS-Gesetzes, ehe mit dessen Reform 1969 eine allmähliche Entkriminalisierung einsetzte.
Der Rat hatte im Jahr 2021 beschlossen, die Schicksale dieser bislang „vergessenen“ Verfolgten aufzuarbeiten und in der städtischen Erinnerungskultur zu verankern. Seitdem forscht das Stadtarchiv - in Zusammenarbeit mit der Villa ten Hompel und dem Amt für Gleichstellung – intensiv nach bisher unbekannten Schicksalen.
Parallel hat der Geschichtsort Villa ten Hompel einen Thementag für Schulgruppen entwickelt. Für das kommende Jahr planen die am Projekt beteiligten städtischen Stellen zudem weitere Vorträge, Veranstaltungen und Veröffentlichungen.
Bild: Das Stadtarchiv stellt auf einer neu gestalteten Webseite sogenannte „vergessene Verfolgte" vor. Illustration: Stadt Münster/Astrid Nippoldt. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.