Münster (SMS) Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 wurden bundesweit deutlich mehr antisemitische Vorfälle dokumentiert als zuvor. Die Auswirkungen sind auch vor Ort spürbar - auf der Straße, an Schulen und lokalen und regionalen Gedenkorten. Engagierte Bildungsarbeit ist daher besonders notwendig – das betonten die Beauftragte gegen Antisemitismus des Landes Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, und Münsters Regierungspräsident Andreas Bothe in der Villa ten Hompel. Zu einem Arbeitsbesuch empfingen Stadträtin Cornelia Wilkens und Stefan Querl, Leiter des Geschichtsortes, die Gäste am Dienstag, 30. Januar.
Präventionsprogramm unverzichtbar
Mit einem 10-Punkte-Plan stärkt die Landesregierung Präventions-, Dialog- und Bildungsangebote gegen Antisemitismus und stellt zusätzliche Mittel zur Sicherung jüdischer Einrichtungen bereit. Dass ein solches Programm aktuell unverzichtbar ist, bekräftigte Leutheusser-Schnarrenberger: „Die Entwicklungen seit dem furchtbaren Terrorangriff zeigen, wie sehr antisemitische Einstellungen in unserer Gesellschaft verankert sind und dass eine Relativierung des Holocaust weit verbreitet ist. Es ist Aufgabe von Politik und Zivilgesellschaft, hier entgegenzuwirken."
Gedenkstätten wie die Villa ten Hompel seien ein wichtiger Pfeiler für lebendige Erinnerungskultur. "Sie geben Schülerinnen und Schülern an authentischen Orten einen eindrücklichen und emotionalen Zugang. Sie zeigen, dass der Holocaust auch vor der eigenen Haustür stattgefunden hat. Damit verdeutlichen sie, wie wichtig es ist, seine Stimme gegen Hass, Hetze und Antisemitismus zu erheben“, so die Antisemitismusbeauftragte.
Schulen als Orte der Wertevermittlung
Der Geschichtsort Villa ten Hompel bietet vielfältige Bildungsarbeit: Hier finden Thementage gegen Antisemitismus für Polizei und Schulen statt. Vorträge und Gesprächsabende geben Gelegenheiten zum Austausch, und die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus NRW unterstützt bei Vorfällen. „Seit vielen Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen der Bezirksregierung Münster und der Villa ten Hompel. Die wertvolle Bildungsarbeit gegen Antisemitismus hilft Schulen dabei, Kompetenzen für ein respektvolles und achtsames Miteinander zu vermitteln und Herausforderungen im Schulalltag zu meistern. Unsere Schulen sind und bleiben wichtige Orte der Wertevermittlung. Wir treten jeder Form von Menschenfeindlichkeit aktiv und entschlossen entgegen“, sagte Regierungspräsident Andreas Bothe.
Bildungsangebote gegen Antisemitismus stark nachgefragt
Die Stadt Münster gehörte zu den ersten Kommunen, die Beauftragte gegen Antisemitismus auf kommunaler Ebene benannte. Seit 2020 haben das Amt Stefan Querl und Peter Römer als sein Stellvertreter inne. Gemeinsam führten sie die Gäste durch die Dauerausstellung des Geschichtsortes und gaben Einblicke in ihre Arbeit.
„Seit dem 7. Oktober erleben unsere Bildungsprogramme gegen Antisemitismus eine außergewöhnliche Nachfrage“, sagte Stefan Querl. Ein Beispiel seien Thementage für Polizistinnen und Polizisten. Hier setzen sich Teilnehmende mit unterschiedlichen Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wie Antisemitismus oder Queerfeindlichkeit auseinander. „Angesichts der steigenden Anzahl antisemitischer Vorfälle ist es unsere Pflicht, uns mit solchen Angeboten sichtbar und deutlich dagegenzustellen“, erklärte Stadträtin Cornelia Wilkens. „Spätestens seit dem Überfall der Hamas auf Israel existiert ein neues Bewusstsein dafür, dass Antisemitismus genauso sehr ein Thema der Gegenwart wie der Vergangenheit ist.“
Die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart schlagen zahlreiche interne und externe Fortbildungsangebote der Villa ten Hompel, der Stadt Münster und von Vereinen wie „Gegen Vergessen – Für Demokratie“. Thementage für Schulen, beispielsweise zu historischen und gegenwärtigen Formen von Antisemitismus, sind buchbar – per E-Mail an tenhomp@stadt-muenster.de oder unter Tel. 02 51/4 92-71 01 (dienstags, mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr, donnerstags von 9 bis 16 Uhr).
Foto: Regierungspräsident Andreas Bothe, Peter Römer (Villa ten Hompel), Stadträtin Cornelia Wilkens, Annina Hofferberth (Villa ten Hompel), die Antisemitismusbeauftragte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Gert Uetz und Stefan Querl (Villa ten Hompel, v.l.) kamen am heutigen Dienstag, 30. Januar, im Geschichtsort zusammen und sprachen über Bildungsarbeit gegen Antisemitismus. Foto: Stadt Münster / Reiners. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.