28.08.2001

Kein Gestern, kein Morgen, kein Schlaf, kein Essen

Regisseur Jan-Christoph Hassel dreht märchenhaften Kurzfilm mit Jo Betzing

Ort des Geschehens ist der Eingang des Gefängnisses in Münster. Schauspieler Denis Burgazliev betritt die Szene. Nur zögerlich schreitet er aus der Gefängnistür ins Sonnenlicht, ermutigt vom Wärter, seinen Freigang zu genießen. Burgazliev ist der Hauptdarsteller in Jan-Christoph Hassels neuem Kurzfilm "Kein Gestern, kein Morgen". Er spielt in dem vom Filmservice Münster.Land unterstützten Projekt den Rußlanddeutschen Anton.

Der jetzt abgedrehte Film erzählt Antons Leben, die Geschichte eines Kleinkriminellen auf Hafturlaub. Dennoch ist er nicht nur Sozialdrama, sondern auch Geistergeschichte, Komödie und Märchen. Anton lernt in einem Hotel den Geist Anna (Karola Niederhuber) kennen. Er begleitet den Freigänger auf der Suche nach seiner Frau, die er damals nach seinem mißglückten Überfall ebenso verlor wie seine Freiheit. Anna wandelt nach ihrem Freitod als Geist im Hotel umher, trifft dort auf ihren Sohn, den alten Hotelpagen (Jo Betzing, bekannt aus "Die Anrheiner"). Sie warf ihn als Kind aus dem Fenster, seitdem fristet er seines Daseins als Krüppel.

Hassel drehte seinen 25minütigen Kurzfilm unter anderem im münsterischen Gefängnis, im Hotel Martinihof und einer Wohnung in Coerde. Der gebürige Münsteraner ist nicht nur Regisseur und Produzent des Films, auch das Drehbuch stammt aus seiner Feder. "Kein Schlaf, wenig Essen", beschreibt Hassel die Dreharbeiten. Seine Liebe zum Filme machen ist dennoch ungebrochen. "Es begeistert mich, mit meinen Geschichten und Bildern Emotionen hervor zu rufen." Das hat für den Absolventen der Filmhochschule Baden-Württemberg auch eine finanzielle Dimension: Hassel hat den Film aus eigener Tasche vorfinaziert.

Dabei wurde er von vielen Menschen unterstützt. "Es ist toll, einen Film machen zu können, bei dem so viele Leute einfach mithelfen, ohne etwas davon zu haben. Ohne das wäre es gar nicht möglich." Diese Unterstützung sei "immer auch ein großes Geschenk", sagt Hassel.

Wie die Geschichte um Anton, Anna und den Pagen Paul ausgeht, ist beim Filmfestival Münster zwischen dem 28. November und den 2. Dezember zu sehen. Dort hat "Kein Gestern, kein Morgen" Premiere.