Münster (SMS) In Sekundenschnelle ist ein Graffiti an eine Wand, ein Werbespruch auf eine Fahrbahn gesprüht. Beides ist Sachbeschädigung, beides kann langwierige Folgen nach sich ziehen – von der Entfernung der Farbe oder der Kostenübernahme dafür über Bußgelder bis hin zum Strafverfahren. Sprayer scheint das nicht zu beeindrucken: Immer häufiger registriert die Stadt Münster Graffiti auf Fahrbahnen, an Brücken, öffentlichen Gebäuden oder Kunstwerken.
Sprühkreide ist nur mühsam zu entfernen
„Wir kommen derzeit nicht hinterher. Wenn ich über die Promenade fahre, sind eher Stellen auffällig, an denen nichts auf den Asphalt gesprüht wurde“, sagt Lukas Weingärtner, im Amt für Mobilität und Tiefbau zuständig für den Erhalt der Verkehrsflächen.
Oft werden Werbesprüche oder Parolen mit Kreide aus der Sprayflasche auf Straßen, Wegen und Wänden verewigt – denn so kurzlebig, wie man vermuten könnte, ist die Farbe nicht. „Sie ist mühsam zu entfernen. Wir haben mit dem Amt für Grünflächen, Umwelt und Nachhaltigkeit getestet, ob der Einsatz eines Hochdruckreinigers zusammen mit einem speziellen Mittel zur Graffiti-Entfernung funktioniert. Aber hierbei wird der Asphalt beschädigt – Versuch missglückt“, so Weingärtner. Das ist – neben stadtgestalterischen Aspekten - ein Grund dafür, warum das Amt für Mobilität und Tiefbau Bitten um Ausnahmegenehmigungen für die Nutzung der Sprühkreide ablehne.
Mehr als 120 Anzeigen in diesem Jahr
Stattdessen geht die Stadt Münster jedem Fall von Graffiti an öffentlichen Bauwerken nach und stellt Strafanzeige. Und fast jede dieser Anzeigen geht über den Schreibtisch von Reiner Bertling vom Amt für Immobilienmanagement. „Für 2020 sind wir jetzt schon bei etwa 120 Anzeigen. Normalerweise kommen im ganzen Jahr 150 zusammen. Allein an einem Wochenende Mitte Mai wurden sechs Denkmäler und Kunstwerke beschmiert“, berichtet Bertling. Fast immer beauftragt er sofort eine Firma, die die Farbe schnellstmöglich entfernt – insbesondere, wenn Kitas und Schulen betroffen sind.
Anzeige kann auch jeder erstatten, der an seinem privaten Gebäude Graffiti entdeckt. Dazu rät Maria Koordt vom Amt für Mobilität und Tiefbau – denn oft ermittelt die Polizei erfolgreich. „Sie kann in vielen Fällen Graffiti eingruppieren und einem Sprayer zuordnen. Einmal gingen 80 Schmierereien auf einen Täter zurück“, sagt Maria Koordt. Wer Sprayer sogar dabei beobachtet, während sie Graffiti an Bauten oder auf Straßen sprühen, sollte sich möglichst umgehend an die Polizei wenden, rät die Stadt Münster.
So unschön man die Schmierereien auch findet: Maria Koordt warnt davor, die Farben auf eigene Faust zu entfernen. „Ein Laie weiß nicht, welchen Reiniger man auf welchen Oberflächen nutzen kann. Und wenn durch Farbpartikel oder Lösemittel verunreinigtes Wasser in Regenwasserkanäle gelangt, fließt es von dort direkt in Flüsse und Bäche.“ Profis hingegen nutzten die richtigen Mittel und könnten das Abwasser vollständig auffangen und entsorgen.
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