Münster (SMS) Als einen „beispiellosen Kraftakt, der die Stadt vor enorme finanzielle und personelle Herausforderungen stellt“, bewertet Oberbürgermeister Markus Lewe die jüngsten Vorschläge zur Erweiterung von Schulstandorten. Für noch einmal zehn Grundschulen sieht die Stadt dringenden Handlungsbedarf zum Ausbau. „Münster wächst - und darauf müssen wir reagieren“, nimmt der OB positive Bevölkerungsprognosen und das ehrgeizige Wohnbauprogramm in den Blick. Folgt der Rat den (in der Sitzung am 19. September) eingebrachten Standortanalysen der Schulverwaltung, würde die Stadt weitere 81 Millionen Euro für Baumaßnahmen in die Hand nehmen.
„Das ist ein gewaltiges Ausbauvolumen, ganz sicher Münsters anspruchsvollste Offensive für Bildung, Unterricht und Schulleben seit den Aufbaujahren der 1960er Dekade“, sagt Stadtdirektor Thomas Paal. „Wir investieren in die Schulen von morgen, wir investieren in gutes Lernen, schlussendlich in die Zukunft unserer Kinder“.
Seit 2016 schnüren Schulverwaltung und Immobilienmanagement ein beträchtliches Prüfpaket. 30 Schulstandorte wurden bisher unter die Lupe genommen. Machbarkeitsstudien loteten Dringlichkeit, Wirtschaftlichkeit und bauliche Voraussetzungen für An- und Umbauten aus. Für zehn Schulen wurden 2017/2018 in zwei Tranchen schon Errichtungsbeschlüsse in einem Finanzrahmen von 80 Millionen gefasst, sind mehrere Architektenwettbewerbe auf den Weg gebracht worden.
Jetzt also die dritte Tranche. Noch einmal zehn Grundschulen schlägt das Amt für Schule und Weiterbildung für einen Ausbau vor: Bodelschwinghschule, Thomas-Morus-Schule, Annette-von- Droste-Hülshoff-Schule Nienberge, Marienschule Roxel, Peter-Wust-Schule , Melanchthonschule, Norbertschule, Nikolaischule Wolbeck, Davertschule Amelsbüren und Luderusschule Hiltrup. Einige Schulen können anschließend einen Zug mehr aufnehmen, also mit mehr Klassen starten als bisher. Zurückstellen möchte die Verwaltung die Matthias-Claudius-Schule in Handorf (aufgrund ausgewiesener Baugebiete wird hier der Ausbau auf Vierzügigkeit untersucht) und die Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule Angelmodde (Abstimmen auf Entwicklung der Konversionsfläche York-Kaserne in Gremmendorf). Keine Erweiterung, aber eine energetische Sanierung sehen die Schul- und Baufachleute bei der Pötterhoekschule. Auch bei der Erna-de-Vries-Realschule zeichne sich aktuell kein Erweiterungsbedarf für mehr Züge ab.
Bis 2030 Zunahme um tausend Sechs- bis Neunjährige
Steigende Schülerzahlen verlangen nach Investitionen. Nach jüngsten Modellrechnungen der Stadtplanung erhöht sich der Anteil der Sechs- bis Neunjährigen bis zum Jahr 2030 um 1000 Kinder. Das entspricht rund 40 Klassen. Mehr noch: „Der Ansturm auf Ganztagsangebote, der ab 2025 vorgesehene Rechtsanspruch auf OGS-Betreuung und die Rückkehr zu G 9 treibt die Ausbaubedarfe in die Höhe“, fasst Schuldezernent Thomas Paal zusammen. Die Stadt konzentriere ihr Handlungsprogramm daher zunächst auf ihre Grundschulen und Gymnasien.
Grundschulen mit dem größten Platzbedarf genießen beim Ausbauprogramm Priorität. Keineswegs verliert die Stadt aber die anderen Standorte aus dem Blick und will hier vor allem Qualität und Quantität des offenen Ganztags voranbringen. In vier zeitlichen Blöcken sollen sich daher Machbarkeitsstudien für weitere 18 Grundschulen anschließen. Ein separates Konzept wird sich überdies dem Bedarf an Sporthallen widmen. Diese Analysen liegen voraussichtlich im ersten Quartal 2019 vor.
G 9: Pro Gymnasium ein zusätzlicher Jahrgang
Alle städtischen Gymnasien Münsters werden voraussichtlich auf den neunjährigen Bildungsgang umstellen. „Keine Schule hat Räume leer stehen und dennoch muss bei G 9 jeder Standort einen zusätzlichen Jahrgang verkraften“, beschreibt Ludger Watermann, Abteilungsleiter im Amt für Schule und Weiterbildung, drohende Engpässe. Können Münsters Gymnasien dann noch ihre Zügigkeiten aufrechterhalten? Machbarkeitsstudien für sieben Gymnasien sollen hier Klarheit schaffen. Auf Basis dieser Resultate schließt dann die Frage an, ob der Neubau eines weiteren Gymnasiums - alternativ eine dritte Gesamtschule - erforderlich wird.
Münster möchte bei seinen Ausbauplänen für Schulen und Unterricht, für Differenzierung und Schulsozialarbeit aufs Tempo drücken. Voraussetzung: Der Stellenplan hält damit Schritt, um mit deutlicher Personalverstärkung das ambitionierte Programm zeitnah schultern zu können (Ratsvorlage im Stadtnetz unter www.stadt-muenster.de)