Münster (SMS) Am 16. Mai 1872 wurde in der Lütke Gasse 4 in Münster einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit geboren: Bernhard Pankok (1872–1943) war einer der führenden Kunsthandwerker der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und Mitinitiator des Deutschen Werkbundes. Das Stadtmuseum Münster widmet Pankok nun eine Ausstellung, die nicht nur seine Arbeiten zeigt, sondern auch den Fokus auf den Menschen Pankok legt. Die Schau „Bernhard Pankok – ganz privat“ ist vom 30. April bis zum 4. September zu sehen.
Das Werk des Münsteraners, der eine akademische Ausbildung als Maler absolvierte, umfasst die meisten Gattungen des Kunsthandwerks, aber er schuf auch viele Gesamtkunstwerke im Bereich der Innenarchitektur. Pankok nahm mit seinen Raumgestaltungen an einigen Weltausstellungen teil: Der nach den Entwürfen Pankoks eingerichtete Erkerraum in der Pariser Weltausstellung 1900 wurde sogar mit dem „Grand Prix“ ausgezeichnet. 1913 wurde Pankok zum Direktor der Stuttgarter Kunstgewerbeschule ernannt, die er bis zur Pensionierung 1937 leitete. Sie war eine der ersten Reformschulen für das Kunstgewerbe neuer Art.
Pankok-Enkel schenkt zahlreiche Papierarbeiten
Das Stadtmuseum Münster verfügt über einen umfangreichen Bestand an Kunstwerken Bernhard Pankoks aus allen Bereichen seiner Kunst. „Wir sind dankbar, dass der Förderverein des Stadtmuseums Münster früh mit dem Erwerb von Kunstwerken Bernhard Pankoks begonnen hat. Darüber hinaus präsentieren wir in dieser Ausstellung eine große Anzahl von Papierarbeiten erstmals der Öffentlichkeit, die dem Museum als Schenkung eines Enkels des Künstlers übergeben wurden. Sie zeigen den Künstler und seine Familie ganz privat“, sagt Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé.
Und so stellt sich die Ausstellung der Frage: Wie war der Mensch hinter dem bekannten Namen? Zum 150. Geburtstag Bernhard Pankoks zeigt das Stadtmuseum deshalb ausschließlich Porträts und Aquarelle, die Familienmitglieder zeigen. Seine Rolle als liebevoller Familienmensch, der gerne selbstgemalte Gutscheine verschenkte, wird dabei in den Vordergrund gerückt. Besonderes Highlight der Ausstellung sind vier Gemälde Pankoks von Familienmitgliedern sowie ein Selbstporträt des Malers, welche in Originalrahmen des Künstlers präsentiert werden. Nach einer Firnisabnahme ist darüber hinaus das Bildnis von Aline Pankok aus dem Jahr 1924 wieder in seiner differenzierten Farbwirkung erlebbar.
Bilder des alltäglichen Familienlebens
Bernhard Pankok hielt seine Familie oft bei ihren alltäglichen Arbeiten in Zeichnungen und Druckgrafiken fest. Bemerkenswert an der hier präsentierten Auswahl ist, dass Pankok weniger gesellige Runden zeigt, sondern die Töchter und die Ehefrau, wenn sie ganz bei sich waren – wenn sie lesen oder handarbeiten. Eine Auswahl von virtuos ausgeführten Geburtstags- und Weihnachtskarten gibt zusätzliche Einblicke in das Privatleben der Familie. Ein besonderes Ausstellungsstück ist hierbei ein Geburtstagsgruß für Aline Pankok aus dem Jahr 1936: Das Aquarell zeigt Bernhard Pankok im Malerkittel, wie er über dem Sommerhaus der Familie in Baierbrunn schwebt. Er hält ein Füllhorn in der Hand aus dem sich Blumen ergießen.
Von dem besonderen Humor Pankoks zeugt eine aquarellierte Karikatur. Es ist eine Rückansicht von ihm selbst mit Zielscheibe an seinem Gesäß. Das Blatt ist vielfach von Pfeilen perforiert und diente wohl als Zielscheibe für einen Wettbewerb im Kreise der Familie.
Zusammenarbeit mit dem besten Freund Emil Orlik
Bernard Pankok duzte zeit seines Lebens nur drei seiner Freunde - der aus Prag stammende Maler und Grafiker Emil Orlik (1870–1932) gehörte dazu. Erster Beweis dieser Freundschaft ist der ausgestellte Porträtholzschnitt Pankoks von Orlik aus dem Jahr 1897. Um diese Zeit begannen die beiden Künstler mit Holzschnitten zu experimentieren, und Pankok wählte seinen besten Freund zum Hauptmotiv.
Viele der ausgestellten Werke malte er wahrscheinlich im Sommerhaus der Familie in Baierbrunn, wo der familienorientierte Pankok sich am wohlsten fühlte. Das von Pankok selbstentworfene und eingerichtete Haus, welches 1907 fertiggestellt wurde, ist inzwischen abgerissen worden. Das Wohn- und Speisezimmer seines Sommerhauses ist das einzige vollständig erhaltene Einrichtungsensemble des Künstlers und ist ein Glanzstück des Stadtmuseums. Es ist in der Schausammlung in Kabinett 23 zu sehen.
Foto: Marianne Pankok auf dem Balkon, Aquarell, 1935, datiert und unsigniert. Stadtmuseum Münster, Schenkung Fränznick, Inv. Nr. ZE-1283-2. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto: Selbstbildnis Bernhard Pankok, Gemälde (Öl auf Leinwand), 1922, datiert und signiert. Förderverein Stadtmuseum Münster, Inv. Nr. GE-0677-1. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto: Aline Pankok, Gemälde (Öl auf Leinwand), 1924, datiert und signiert, Stadtmuseum Münster, Inv. Nr. GE-0753-2. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto: Bernhard Pankok mit Zielscheibe am Gesäß, Karikatur, undatiert und unsigniert, Stadtmuseum Münster, Schenkung Fränznick, Inv. Nr. ZE-1277-2. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto: Emil Orlik, Bernard Pankok, Farbholzschnitt, 1897, datiert und monogrammiert, Förderverein Stadtmuseum Münster e. V., Inv. Nr. GR-2666-1. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto: Liegender Säugling (vermutlich Hildegard Pankok), Emil Orlik, Radierung, undatiert und monogrammiert, Stadtmuseum Münster, Inv Nr. GR-4098-2. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto: Blick in das Bernhard Pankok-Kabinett im 2. Obergeschoss des Stadtmuseums Münster. Foto: Stadtmuseum Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.
Foto: Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé (l.) und Sarah Schmidtmann, wissenschaftliche Volontärin, haben die Ausstellung „Bernhard Pankok – ganz privat“ konzipiert. Foto: Stadtmuseum Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.