18.03.2022

Eintauchen in die Innenwelten der Depression

Aufnahmen von Nora Klein machen psychische Erkrankung sichtbar / Friedrich-Hundt-Gesellschaft und Stadtmuseum präsentieren Ausstellung „Mal gut, mehr schlecht.“

Münster (SMS) Kann man die Depression sichtbar machen? Eine psychische Erkrankung in Bildern zeigen? Nora Klein (Erfurt) gelingt genau das. Ihr fotografisches Langzeitprojekt "Mal gut, mehr schlecht" präsentiert die Friedrich-Hundt-Gesellschaft (FHG) zur Förderung der künstlerischen Fotografie in Kooperation mit dem Stadtmuseum Münster – und zwar vom 22. März bis zum 11. September 2022 im Museum an der Salzstraße. Nora Kleins Aufnahmen geben sensible Einsichten in die Innenwelten der Depression. Und sie wirken gegen die Sprachlosigkeit, mit der die Gesellschaft dem Thema Depression noch immer begegnet.

"Du sitzt in deiner Wohnung, siehst die Dinge um dich herum, dann wird das Licht immer weiter heruntergedimmt, du siehst immer weniger, bis nichts mehr da ist: So ist die Depression." Das sagt eine an Depression erkrankte Frau – eine von mehreren Betroffenen, die die Dokumentarfotografin Nora Klein anderthalb Jahre lang vertrauensvoll begleitet hat. Eine wachsende Anzahl von Menschen leidet unter der psychischen Erkrankung. Laut Deutschland-Barometer Depression 2021 der Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist jeder fünfte Beschäftigte an Depression erkrankt, die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben die Situation nochmals verschärft. Die unterschiedlich stark ausgeprägten Symptome bleiben für die Umwelt nicht selten schwer begreifbar und rätselhaft.

Nora Klein fasziniert es, das kaum thematisierte, gesellschaftlich Versteckte, Abstrakte, Unaussprechliche und vermeintlich Schwere der Volkskrankheit Depression sichtbar zu machen. In ihrem fotografischen Langzeitprojekt "Mal gut, mehr schlecht." findet sie durch sensible Herangehensweise und nahen Kontakt zu ihren Protagonisten eine visuelle Ausdrucksform für die Gefühlswelt depressiver Menschen und macht eine unsichtbare Krankheit greifbar. Jenseits der Worte vermittelt sie, wie depressive Menschen die Erkrankung erleben. Entstanden sind feinsinnige Porträts wie auch abstrakte Bildwelten, die mit ihrer unmittelbaren und eindringlichen Qualität Einsichten in das Erleben der Depression geben.

Die Arbeiten des Projektes "Mal gut, mehr schlecht" waren bereits im In- und Ausland in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen und wurden unter anderem in der Süddeutschen Zeitung, in der ARD-Kultursendung "titel thesen temperamente" und im Deutschlandfunk Kultur besprochen. Für die Präsentation im Stadtmuseum wurde die Ausstellung, die Nora Klein gemeinsam mit dem Kunsthaus Erfurt konzipiert hat, erweitert. Sie integriert neben zahlreichen gerahmten Fotografien auch zwei meterhohe Wandbilder.

In einem eigenen Raum sehen Besucherinnen und Besucher auf großen Stellwänden Notizen und Zeichnungen von depressionserfahrenen Menschen. Eine besondere Bedeutung kommt der Farbgebung zu - insbesondere den Hell-Dunkel-Kontrasten. Die Betrachtenden sollen beim Gang durch die Ausstellung die Gemütsverfassungen von Depressionserkrankten ansatzweise nachvollziehen können. 

Die FHG möchte mit der Ausstellung gerade in diesen Zeiten die Aufmerksamkeit sowohl auf die Volkskrankrankheit Depression als auch auf die künstlerische Auseinandersetzung damit lenken. Dies geschieht im Nachgang zum 30-jährigen Bestehen der Gesellschaft, die 2021 aufgrund der Pandemie ihr Ausstellungsprogramm nicht wie geplant verwirklichen konnte. 2021 verstarb nach schwerer Krankheit der Fotograf, Mitbegründer und langjährige Vorsitzende der FHG, Berthold Socha. Spenden im Gedenken an die Verdienste von Socha sind in die Realisierung dieser großen Ausstellung eingeflossen.

Der renommierte Fachverlag für Kunst, Architektur und Fotografie Hatje Cantz hat das anspruchsvolle Fotoprojekt publiziert. Der umfangreiche Begleitband kann nur im Museumsshop erworben werden. Die Friedrich-Hundt-Gesellschaft e.V. bietet ein umfassendes Begleitprogramm zur Ausstellung. 

Informationen zur Künstlerin: Nora Klein (geb. 1984) studierte Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover und der Danish School of Media and Journalism in Aarhus. Essayistische Langzeitprojekte, Portraits und Reportagen zu gesellschaftsrelevanten Themen bilden einen Schwerpunkt ihrer Arbeit.  

Fotos: In feinsinnigen Porträts und abstrakten Bildwelten gibt Fotografin Nora Klein Einsichten in das Erleben der Depression. Ihre Aufnahmen zeigen die Friedrich-Hundt-Gesellschaft und das Stadtmuseum Münster in der Ausstellung "Mal gut, mehr schlecht." Fotos: Nora Klein. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Foto: Künstlerin Nora Klein im Ausstellungsraum. Foto: Stadtmuseum Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

 

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