Die kleine Präsentation zeigt nicht nur Spielzeug zweier Generationen. Sie verdeutlicht darüber hinaus die Dimensionen des Kinderspiels. "Spielzeug ist nicht nur Objekt kindlichen Vergnügens, das dazu dient, den Spieltrieb zu befriedigen oder sich zu beschäftigen und Langeweile zu vertreiben", sagt Manuela Werner, wissenschaftliche Volontärin im Stadtmuseum. "Spätestens seit dem 18. Jahrhundert ist Spielzeug auch Gegenstand von Erziehungstheorien und dient als pädagogisches Instrument, um kindliches Verhalten und Wertvorstellungen zu prägen."
Das Spiel mit dem Bauernhof etwa wurde erst im Zeitalter der Industrialisierung typisch und diente so der Weitergabe von Werthaltungen. Dagegen fanden moderne Vorstellungen, die sich Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelten, wie etwa die Trennung von beruflicher und privater Sphäre, in vorwiegend geschlechtsspezifisch "zugewiesenem" Spielzeug Ausdruck.
Puppen, Puppenstuben und Puppenhausrat wurden eingesetzt, um Mädchen auf die Rolle als Mutter und Hausfrau vorzubereiten. Sie lernten mit Hilfe ihres Spielzeugs Fertigkeiten wie Geschicklichkeit, Sorgfalt, Sauberkeit und innere Werte wie Zärtlichkeit, Geduld, Sanftmut.
Jungen sollten Eigenschaften wie Mut, Zähigkeit, gesellschaftliche Gewandtheit und umfassende Bildung erwerben, um ihre traditionelle Rolle des Ernährers der Familie und der in Wirtschaft, Politik und Geistesleben führenden Persönlichkeit ausfüllen zu können. Typisches "Jungenspielzeug" sind Soldaten oder Baukästen, technisches Spielzeug und Gesellschaftsspiele zur Wissenserweiterung.
Die Spielzeugsammlung ist bis zum 20. Juli zu sehen (Di-Fr 10-18 Uhr; Sa, So 11-18 Uhr; Eintritt frei).
Bildtext:
Das Stadtmuseum an der Salzstraße zeigt Teile einer Spielzeugsammlung. - Foto: Stadtmuseum Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.