Eingraviert auf dem Becherboden ist ein mit Helmzier und Ranken geschmücktes Wappen mit zwei Hausmarken. Und diese Hausmarken verraten dem Kenner den eigentlichen Wert des schlichten Gefäßes. "Wir halten ein Stück bürgerlichen Gebrauchssilbers in der Hand", betont Dr. Axel Schollmeier. In Münster wie in anderen Städten Deutschlands hat von dem ehemals so beliebten Silber nur ein kleiner Bestand die Jahrhunderte überdauert. "Wenn überhaupt, dann kommen diese Exponate nur noch vereinzelt auf den Kunstmarkt", erklärt der stellvertretende Museumsleiter.
Im Fall des von Goldschmied Johann tom Hulse (1651-1723) aus Münster gefertigten Bechers gibt es darüber hinaus eine Besonderheit: Die Hausmarken lassen sich exakt zuordnen, was nur höchst selten gelingt. "Sie stehen für den aus einer alteingesessenen Kramerfamilie stammenden Bernd Isfort und seine Frau Anna Gertrud Brochtrup", so Axel Schollmeier. Die Vereinigung der beiden Hausmarken in einem Wappenschild weise vermutlich auf deren Eheschließung anno 1681 hin. 1685 wohnte das Ehepaar mit zwei Kindern unweit des Drubbels.
Silberobjekte wurden im Laufe der Jahrhunderte immer wieder eingeschmolzen, um daraus neue, zeitgemäßere Stücke fertigen zu lassen oder um sie in bare Münze umzusetzen. Und das traf für bürgerliches Silber weitaus mehr zu als für kirchliches Silber oder Schau- und Prunkgerät.
Fotos: Stand in wohlhabenden Bürgerhaushalten: Ein Kugelbecher aus Silber aus dem späten 17. Jahrhundert. Rarität: Wappenschild mit zwei Hausmarken auf dem Boden des Silberbechers
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