04.09.2003

Eleganz in Seide und Gold

Stadtmuseum Münster würdigt das Künstlerehepaar Friedrich und Herta Gebhart mit einer Retrospektive

Münster (SMS) Sie schufen sakrale Objekte, Gegenstände für den Alltag, Modekreationen, Schmuck und Accessoires. Vieles, was sich gestalten lässt, wurde von Friedrich und Herta Gebhart entworfen und ausgeführt. Aber, ganz gleich, ob es eine Monstranz war oder ein Taufbecken, eine Mokkakanne, ein Ohrgehänge oder die Abendrobe - immer lässt sich die gleiche konsequente, streng-ästhetische Stilrichtung erkennen.

"In enger Arbeits- und Lebensgemeinschaft, durch gegenseitige Anregung und Qualitätskontrolle sind diese eigenwilligen und gradlinigen Schöpfungen entstanden". So skizziert Dr. Barbara Rommé das Werk des Künstlerehepaares aus Münster. "Eleganz in Seide und Gold" - unter diesem Titel würdigt das Stadtmuseum Münster mit einer Ausstellung das Oeuvre der Eheleute Gebhart. "Auch wenn die Arbeiten der beiden Gestalter in der Fachwelt hohes Ansehen genossen - für eine breite Öffentlichkeit blieb das Schaffen weithin unsichtbar", betont die Direktorin des Stadtmuseums.

Die Arbeiten des Goldschmiedes und Gestalters Friedrich Gebhart und der Metallografin und Modedesignerin Herta Gebhart verzichten auf überflüssiges Dekor und konzentrieren sich auf die materialgerechte Gestaltung. Das Ehepaar beschränkt sich auf das Wesentliche, auf eine in sich vollkommene Ästhetik. Rückblickend resümiert Herta Gebhart: "Unser Lebensstil war und ist bestimmt von Disziplin und konzentriertem Schaffen. Konsequentes Zu-Ende-Denken und die hohe Kunst des Weglassens haben unsere Arbeit stets besonders beeinflusst".

Meister einer klaren Formgebung

Friedrich Gebhart ist Meister einer klaren Formgebung. Dies lässt sich in der Retrospektive an ausgewählten Sakralgegenständen sinnfällig ablesen. Kelche, Monstranzen, Taufschalen zeigen die Harmonie von Form und Material. Herausragende Leihgaben aus Kirchen aus dem Rhein-Main-Gebiet spiegeln diesen wichtigen Part im Schaffen des 1996 in Münster verstorbenen Künstlers. Zu sehen ist ein Tabernakel (St. Michael, Frankfurt/Main), das fast lebensgroße Kreuz von St. Marien in Ludwigshafen oder eine Monstranz aus Bad Homburg.

Gebhart besaß enormes schöpferisches Potenzial. Kunsthistoriker Patrick Schmitz: "Ob Hochzeitsschmuck von 1938 (Gebharts Meisterstück im Goldschmiedehandwerk), eine silberne Maske von 1962 oder Salz- und Pfefferstreuer aus den 1980er Jahren in versilbertem Messing - die Bandbreite des Produktgestalters ist erstaunlich".

Friedrich Gebhart, der ab 1959 an der Werkkunstschule, später als Professor an der Fachhochschule für Design in Münster lehrt, wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet. Neben zahlreichen Schmuck- und Edelsteinpreisen erhielt er 1957 den Bayerischen Staatspreis. Zehn Jahre später ehrte ihn das Land Nordrhein-Westfalen mit dem Staatspreis, eine Auszeichnung, die 1975 auch Herta Gebhart zuteil wurde.

Stilvolle Mode zu raffinierten Accessoires

Herta Gebhart beobachtete die Entwürfe der Designer wie Coco Chanel, Christian Dior und Yves Saint Laurent. Und entwarf in ihrer ganz eigenen künstlerischen Sprache stilvolle Mode zu raffinierten Accessoires. 17 Kleider aus den 1950er Jahren bis heute runden als Beispiele ihres Schaffens die Schau im Stadtmuseum ab. Es werden stimmige Ensembles gezeigt, die vom Regenschirm bis zur Handtasche reichen. "Kleid und Accessoires müssen unbedingt zusammen betrachtet werden, denn der dazugehörige Schmuck ist mehr als bloße Zierde", so Patrick Schmitz. So gibt etwa ein Halsreif einem Abendkleid den nötigen Halt und setzt zugleich einen edel-raffinierten Akzent.

Erinnerungen an das "Swinging London" der 1970er Jahre ruft ein Mantelkleid aus Tweed in Salz- und Pfeffermuster wach. Das sackartige Modell mit U-Boot-Ausschnitt wird mit kniehohen Lederstiefeln, einem schwarzen hochgeschlossen Seidenpullover, langen Lederhandschuhen und einer Tweed-Kappe getragen. "Hier, wie in ihren anderen Entwürfen, bleibt kein Detail unbeachtet, wobei stets die große strenge und elegante Linie im Vordergrund steht", führt Patrick Schmitz weiter aus.

Exponate des Ehepaares Gebhart waren auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen. Zu den Höhepunkten zählen ihre Teilnahmen an den Weltausstellungen in Brüssel (1958) und Montreal (1967), der Biennale "Christliche Kunst" in Salzburg (1960) und der Triennale in Mailand (1964).

(bis 16. November; Stadtmuseum Münster, Salzstraße 28; Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 - 18 Uhr, samstags/sonntags 11 - 18 Uhr; Katalog 8,50 Euro).

Fotos: Gemeinsamer Entwurf des Ehepaares Gebhart aus dem Jahr 1959: Ein Tabernakel mit 180 Turmalinen. Foto: Herta Gebhart, Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Friedrich Gebhart als Produktdesigner: Salz- und Pfefferstreuer aus versilbertem Messing von 1983. Foto: Herta Gebhart, Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Raffinierte Verbindung: Silberschmuck mit Barockperle der Eheleute Gebhart und Kleid aus Seide von Herta Gebhart aus dem Jahre 1967. Foto: Herta Gebhart, Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

Formale Strenge mit klarer Linienführung: Die silberne Maske von Friedrich Gebhart aus dem Jahr 1962. Foto: Herta Gebhart, Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.

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Retrospektive Ehepaar Gebhart

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Streuer

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Tabernakel

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