"Im Besitz des Vereins befinden sich herausragende Blätter, die die hiesige Kunstlandschaft eindrucksvoll dokumentieren. Wir haben eine Auswahl von 29 Zeichnungen getroffen, die vier verschiedene Temperamente der münsterschen Kunstszene des 20. Jahrhunderts vor Augen führt", so Dr. Barbara Rommé, Leiterin des Museums an der Salzstraße. Stellvertretend finden sich Grafiken von Bernhard Pankok, Fritz Levedag, Theo Hölscher und Fritz Grotemeyer in der Präsentation.
Bernhard Pankok, 1872 in Münster geboren, zählt zu den herausragenden Künstlern des Jugendstils. Sein Gesamtwerk ist außerordentlich vielseitig: Es umfasst sowohl Architektur, Möbel, Kunsthandwerk, Buchkunst als auch Malerei und Grafik.
Die Entwicklung seines Zeichenstils kann im Stadtmuseum anhand dreier Selbstbildnisse aus den Jahren 1889, 1895 und 1914 nachvollzogen werden. Einen farbigen Akzent setzen vier Aquarelle mit Theaterfigurinen. Er ließ nach der Jahrhundertwende Impulse moderner Theaterkunst auf sich wirken. "Seine bühnenkünstlerischen Fähigkeiten reichen von Kostümentwürfen bis hin zu ganzen Opernausstattungen", erläutert Ingrid Fisch, wissenschaftliche Volontärin des Stadtmuseums.
Künstlerisch schlug der 1899 in Münster geborene Fritz Levedag einen vollkommen anderen Weg als Pankok ein. Mitte der Zwanzigerjahre studierte er an der Düsseldorfer Kunstakademie und besuchte im dortigen Kunstpalast eine Ausstellung mit Werken von Wassily Kandinsky und Paul Klee. 1926 ging er ans Dessauer Bauhaus. "Vor diesem Hintergrund sind die abstrakten Blätter Levedags zu verstehen. Er setzte seine Welt aus geometrischen Flächen, die durch Konturlinien definiert sind, zweidimensional zusammen", so Fisch weiter.
Mit zwei Blättern ist auch der münstersche Maler Theo Hölscher vertreten. Nach dem Kriegsdienst besuchte Hölscher in den Zwanzigerjahren in Kassel die Akademie. Begeistert von der "Neuen Sachlichkeit" hat er seine Bildelemente klar konturiert und sauber gezeichnet. In feiner Schraffur ist nüchtern eine menschenleere Stadtlandschaft dargestellt.
Mit einem Plakatentwurf des 1864 in Münster geborenen Fritz Grotemeyer wird der Kreis geschlossen. 1887 ging der Historienmaler an die Königliche Akademie nach München und wurde Meisterschüler Anton von Werners. Dessen Wirken prägte das Werk des jungen Kunstschaffenden nachhaltig. Unbeeinflusst von der modernen Malerei schuf Grotemeyer so ein Plakat für die "Opfertage" am 17. und 18. August 1918 zugunsten der Kolonial-Krieger-Spende. Es konnte vom Verein Münster-Museum im Juni 2003 erworben werden, es ist die jüngste Dauerleihgabe des Fördervereins an das Museum.
Bildzeilen
Fritz Grotemeyer forderte mit seinem Plakat zur Kolonial-Krieger-Spende 1918 auf. Im Juni 2003 erwarb der Verein Münster-Museum dieses Werk.
Die Bleistiftzeichnung "Straße mit gestutzten Bäumen - Bielefeld Auffahrt zur Sparrenburg" von dem münsterschen Maler Theo Hölscher konnte der Verein 1986 für das Stadtmuseum gewinnen.
Fritz Levedag stellt in seiner Zeichnung die "12 Birnen" abstrakt dar. Das Blatt wurde 1985 vom Verein erworben.
Bernhard Pankok hielt in den Sommermonaten die Landschaft bei Haus Langen in Westbevern mit dem Bleistift fest. Der Verein Münster-Museum kaufte die Zeichnung 1984.
Die Balletfigurine aus Mozarts Zauberflöte entwarf Bernhard Pankok 1913. 1984 erwarb der Verein das Aquarell.
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