07.11.2002

"Traumhaftes Münster" mit dem Mut einer Neusicht

Ausstellung zeigt Positionen von sechs Künstlern dieser Stadt

(SMS) "Traumhaftes Münster" - unter diesem Titel steht ein großformatiger Kalender für das Jahr 2003. Doch obwohl die Stadt Münster den Mittelpunkt dieses Kalenders ausmacht, wird hier den traditionellen Erwartungen an gängigen Werbebildern in Hochglanz nicht entsprochen. Sechs renommierte junge Künstlerinnen und Künstler geben darin vielmehr ihre ganz eigenen Vorstellungen von ihrer Stadt als einem "traumhaften" Münster wieder.

Dieses Panorama von der Stadt mit dem Mut einer Neusicht und einer subjektiven künstlerischen Interpretation entfaltet sich auch in der gleichnamigen Ausstellung. Hier stellen die Künstler die ihren Visionen zugrunde liegenden Originale als selbstständige Ausstellungsexponate vor. Bürgermeister Günter Schulze Blasum eröffnete die Präsentation – ein gemeinsames Projekt der Städtischen Ausstellungshalle am Hawerkamp und der Kunstakademie Münster - am Donnerstag, 7. November, in der Ladenzeile im Stadthaus 1.

Sechs Künstler wurden von einer Jury eingeladen, Ansichten und Positionen zu Münster zu entwickeln: Kinga Dunikowski, Carsten Gliese, Susanne Hegmann, Anja Jensen, Kirsten Kaiser und Thomas Wrede. Ausstellungskuratorin Dr. Gail Kirkpatrick: "Sie ermöglichen in ihren Arbeiten einen freien Blick auf die eigene Stadt und treten dabei nicht in allzu ausgefahrene Spuren städtischer Selbstdarstellung".

Kinga Dunikowski lässt "Alice aus dem Wunderland" durch Münsters Kreuzstraße schweben, um sichtbar zu machen, wie deren "märchenhafte Künstlichkeit" dem Ort schon vorab einverleibt erscheint. Carsten Glieses "Zwischenbebauung" am Hansaring kommentiert mit bis zum Paradox gesteigerten Architekturimplantaten das architektonisch geglättete Antlitz der Stadt. Susanne Hegmann setzt dem Café Kleimann, einem Ort für Träume, voller Gespür für das Interieur ein fotomalerisches Denkmal. Anja Jensen hat am Südportal des Domes, dem ‚Paradies’, ein geheimnisvolles Treffen zweier Stadtrepräsentanten beobachtet und Kirsten Kaiser über den Dächern der Oberfinanzdirektion am Hohenzollernring ein ideales Büro eingerichtet - ‚reale’ Träume? Thomas Wrede zeigt den Aasee als eine der Realität unscharf enthobene Landschaft, nur mittendrin wird eine Schärfezone sichtbar, die den Blick des Betrachters bannt.

Aus dem Dunst des allzu Traumhaften scheint bei allen Arbeiten etwas Widerständiges und Brüchiges auf. Umgekehrt werden die neu arrangierten Realitätsfragmente zum Ausgangspunkt für eigene Träume. Dabei fangen alle Arbeiten etwas Allgemeingültiges und Charakteristisches ein und formulieren zugleich ein sehr persönliches Bekenntnis.

Kulturamtsleiter Klaus Ehling: "Das Projekt ‚Traumhaftes Münster‘ lotet zudem neue Perspektiven der Kulturarbeit aus". So habe der Lions Club Münster-Landois in einer bisher einzigartigen Kooperation mit der Städtischen Ausstellungshalle Am Hawerkamp und der Kunstakademie, zwischen Künstlern und engagierten Bürgern, diesen Kalender herausgebracht. Der Erlös aus dem Verkauf ist für eine sozialen Zweck - er geht an das Johannes-Hospiz in Münster.

Info: Bis zum 15. Dezember wird die Ausstellung "Traumhaftes Münster" in der Ladenzeile im Stadthaus 1 gezeigt, dort ist auch der Kalender/Katalog für 42 Euro erhältlich. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 12 bis 20 Uhr, Samstag/Sonntag 12 bis 18 Uhr. Künstlergespräch mit allen Beteiligten: 14. November um 19.30 Uhr im Stadtmuseum an der Salzstraße.