Fast alle genannten Gebäude, Personen und Ereignisse erscheinen auf "Andenken". Sie spiegeln vermeintlich typische oder unverwechselbare Aspekte dieser Stadt wieder. "Denk ich an Münster ..."- unter diesem Titel nach einem abgewandelten Heinrich Heine-Wort steht eine aufwändig inszenierte Ausstellung im Stadtmuseum Münster, die mit über 500 Andenken, Souvenirs und Ehrengaben den Wandel des Stadtimages in den vergangenen vier Jahrhunderten nachzeichnet. "Sie beleuchtet viele Facetten Münsters – informativ, anschaulich und immer wieder mit einem Augenzwinkern", so Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé.
Kopperation mit Münster Marketing
Bei diesem Thema lag eine Kooperation zwischen Stadtmuseum und Münster Marketing auf der Hand. "Wir bieten eine Bestandsaufnahme zur Vermarktung der Stadt innerhalb der letzten 450 Jahre", erläutert Dr. Barbara Rommé. "Im Diskussionsprozess zum neuen Image Münsters ist ein Blick auf die Vergangenheit einfach notwendig und aufschlussreich". Der Wandel des Münsterbildes ist auch für Bernadette Spinnen ein spannender Prozess: "Die Ausstellung schärft den Blick für die Besonderheiten dieser Stadt. Sie zeigt, was früher typisch war, heute ist und in Zukunft sein könnte", führte die Chefin von Münster Marketing aus.
Gruß aus Münster i./Westfalen
Der Weg führt den Ausstellungsbesucher zunächst vorbei an einer großformatigen Grafik mit Münster-Persönlichkeiten und historischen Postkarten, die den "Gruß aus Münster / i. Westfalen" entbieten. Dann sollte er Platz nehmen in einem Wohnzimmer und den Blick schweifen lassen: Über eine Anrichte, reich bestückt mit Wandtellern und Gläsern, Baumscheiben und Tassen, Zuckerlöffeln und Schneekugeln, Schalen und Untersetzern – allesamt mit dem Dekor von Münster-Motiven. Im Fernseher laufen derweil vier Werbefilme: Münster von den 1930er bis in die 1950er Jahre.
Für Spannung sorgt die Gegenüberstellung von Sichtweisen, die sich nicht immer decken: Münster gesehen von Münsteranern, von Fremden und schließlich die offizielle Selbstdarstellung der Stadt. "Wichtig ist die Bedeutung der Andenken und Gegenstände als Erinnerungsträger, nicht die Frage nach ihrer künstlerischen Qualität", betont Dr. Bernd Thier. Dem Andenken dienen die unterschiedlichsten Dinge: Zugfahrkarten, Stadtpläne, Eintrittskarten, Hotelprospekte, Rechnungen, Quittungen, Streichholzschachteln. "Der gute Geschmack", so schmunzelt der Ausstellungskurator, "spielt dabei eine untergeordnete Rolle". Wie selbstverständlich hat das Stadtmuseum daher Objekte zwischen noblem Kunsthandwerk und billigem Kitsch nahe beieinander platziert.
Münster-Andenken aus Hotels
So versammelt eine Vitrine Utensilien, die Gäste gerne aus Übernachtungsbetrieben "mitgehen" lassen: Badeschlappen, Fußmatten, Ascher und Kopfkissen mit dem Hotellogo halten in fremden Städten die Erinnerungen an Münster wach. Wenige Schritte weiter zeigt das Museum offizielle Ehrengaben der Stadt: Paulusplakette, Münstermedaille, Münsternadel und den Ehrenbürgerbrief aus dem Jahre 1905 für einen verdienstvollen Stadtrat. Auch die beiden ältesten Exponate der Münsterschau, ein silberner Humpen um 1700 und Münzen vom Westfälischen Friedensschluss 1648, sind historische "Vermarktungsbeispiele". Ein ganzes Schaufenster widmet sich den kulinarischen Andenken: Schinken, Pumpernickel und Schnaps stehen für deftige Vorlieben der Münsteraner.
Kiepenkerl
Und dann ist da noch der Kiepenkerl, seit über 100 Jahren Markenzeichen dieser Stadt. "Wir stellen diesen Werbeträger Münsters in all‘ seinen Varianten vor", so Museumsleiterin Rommé. "Aber wir beleuchten kritisch zugleich auch das Kiepenkerl-Image, mit dem sich Münster bis heute gerne schmückt". Schließlich sei der Kiepenkerl eine Figur des Landes. Warum also hat Münster - um 1900 auf dem Weg zur Großstadt - diese Kunstfigur adaptiert? Dies ist noch eine offene Frage...
In der Ausstellung begegnet man dem Münster-Symbol auf Schritt und Tritt. Der Kiepenkerl kommt in Holz und Marzipan daher, in Metall und Kunststoff, schwarz-weiß oder farbig lackiert. Er prangt auf Tassen und Besteck, schmückt T-Shirts, Socken und Krawatten oder ziert das Heim als geschnitzte Kunstfigur. Gedichte und Lieder erinnern an ihn. Lebensgroß erhebt sich die Händlerfigur mit Tracht, Tuch und Weidenkiepe im Zentrum der Ausstellung. Doch um sie erspähen zu können, muss der Besucher tief in die Hocke. Ein winziges Guckloch in der Ausstellungswand gibt erst den Blick frei auf den berühmten "Münsteraner".
Info: "Denk ich an Münster ... von Souvenirs und dem Image der Stadt". Bis 27. April 2003 im Stadtmuseum Münster, Salzstraße 28: Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, samstags/sonntags 11 bis 18 Uhr. Katalog: 5 Euro; Set mit historischen Biergläsern mit Münster-Motiv und einer Flasche Jubilate von Pinkus Müller: 18,90 Euro