Im ersten Teil der Präsentation, die in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V. entstand, geht es um den jüdischen Sport in dieser Stadt. "Wir zeigen Schriftstücke und Fotografien und vor allem seltene Objekte aus dem Alltagsleben, die vor der Zerstörung durch das NS-Regime bewahrt werden konnten", erläutert Dr. Barbara Rommé,. "Eine Medaille, Mitgliedsausweise und Vereinsabzeichen erinnern an reges sportliches und gesellschaftliches Leben, an den Einschnitt und an das Ende", so die Leiterin der Stadtmuseums.
Angehörige der kleinen jüdischen Gemeinde Münsters, die sich für Sport interessierten, gingen bis 1933 ihrem Hobby in den nicht-jüdischen Vereinen Münsters nach. Sie waren aktiv beim SC Preußen 06, SC Münster 08 oder im Schwimmverein SV Niedersachsen von 1895. Dann die Ausgrenzung, die schrittweise begann: Nach der Gleichschaltung der Vereine ab 1933 blieb jüdischen Mitbürgern zunächst die Möglichkeit, in eigenen Vereinen Sport zu treiben. Auch in Münster: Dort schlossen sich die meisten jüdischen Sportler dem Sportverband Schild des "Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten" (RjF) an, der national-deutsch ausgerichtet war. Der jüdische Sportverein versuchte, seinen Mitgliedern möglichst viele Sportarten zu ermöglichen, darunter Turnen, Leichtathletik, Fußball, Boxen, Tischtennis. Innerhalb des Vereins gab es eine sehr aktive Tennisgruppe.
Mitgliedsausweise, Vereinsabzeichen, eine Anstecknadel und Aufnäher erinnern an diese Jahre. Auf einem Stadtplan hat das Museum öffentliche Sportstätten markiert, die von Juden anfänglich noch benutzt werden durften. So waren die Sportbahn am Schiffahrter Damm und das Stadion vom SC Germania Mauritz auf der Maikottenheide Austragungsstätte für mehrere überregionale Bezirkssportfeste. Von Anfang an standen diese indes unter polizeilicher Überwachung. Bis Anfang 1938 durften Juden noch in der Turnhalle des Gymnasiums Paulinum Sport treiben.
Auf vielen privaten Schnappschüssen wird der Spaß am Sport deutlich. Manuela Werner vom Stadtmuseum: "Sport hatte für viele Juden eine große Bedeutung. Gute Ergebnisse und Platzierungen vermittelten den Ausgegrenzten ein positives Selbstwertgefühl in einer Umgebung, die Juden nur Verachtung entgegenbrachte". Sportfeste lenkten ab von Alltagssorgen. Man konnte aktiv sein in Zeiten, in denen Juden immer mehr zum Nichtstun verdammt waren.
Aktenauszüge geben in der Ausstellung Beispiele für Diskriminierung und Verfolgung. Ab August 1935 wurde Juden in Münster der Eintritt in städtischen Badeanstalten sowie in die Flussbadeanstalt des Schwimmvereins Münster von 1891 an der Werse verboten. Ebenso durften sie im Landkreis Münster nicht mehr auf Werse und Ems paddeln. Auch private Veranstaltungen wurden gestört wie etwa ein christlich-jüdischer Kegelabend im Juli 1935.
Nach 1937 sind keine größeren Sportveranstaltungen mehr aus Münster bekannt. Der Sportverein löste sich durch die zunehmende Emigration von Mitgliedern langsam auf. Spätestens nach dem Novemberpogrom 1938 kam der Sportbetrieb zum Erliegen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand noch einmal zeitweise ein jüdischer Sportverein in Münster. Der TuS Makkabi Münster – 1966 gegründet – bot seinen 25 bis 40 aktiven Mitgliedern Sport und Geselligkeit. Er löste sich 1977 wegen Überalterung der jüdischen Gemeinde auf.
Ein zweiter Ausstellungsteil informiert im Stadtmuseum über die 100-jährige Geschichte des jüdischen Sports in Deutschland und die Entstehung des jüdischen Sportverbandes Makkabi. Die Wanderausstellung mit dem Titel "Makkabi chai – Makkabi lebt. Die jüdische Sportbewegung in Deutschland 1898-1998" stammt von Eric Friedler und Barbara Siebert (Brühl). Zu dieser Ausstellung ist ein Katalog mit über 130 Abbildungen erschienen.
(bis 8. September, Stadtmuseum Münster, Salzstraße 28; Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 10 – 18 Uhr, samstags/sonntags 11 – 18 Uhr).