27.05.2002

"Kampf der Kulturen" - Tatsache oder Konfliktstrategie?

Prof. Dr. Paul Reuber spricht am Dienstag, 4. Juni, in der Reihe "Friedenspreistage"

(SMS) Ist die Rede von einem "Kampf der Kulturen" nüchterne Tatsachenbeschreibung oder entspringt sie einer Strategie zur Inszenierung von Konflikten und Krieg? Dieser Frage geht Prof. Dr. Paul Reuber (Lehrstuhl Anthropogeographie an der Universität Münster) am Dienstag, 4. Juni, um 20 Uhr im Vortragsraum des Stadtmuseums an der Salzstraße nach. Zu dem Vortrag hat ihn Münster Marketing anlässlich der Friedenspreistage eingeladen, die den Rahmen zur Verleihung des Westfälischen Friedenspreises bilden (Eintritt frei).

Die These vom "Kampf der Kulturen" (Clash of Civilizations) stammt von Samuel P. Huntington. Der Harvard-Professor und jahrzehntelange Berater des Pentagons formulierte sie nach dem Ende des Kalten Krieges. Heute prägt dieses Leitbild viele der neuen Kriege und Konflikte. Es diente auch im ehemaligen Jugoslawien Demogagen als Rechtfertigung für Vertreibung, ethnische Säuberung und Massenmord, von denen derzeit einige vor dem von Carla Del Ponte geleiteten Haager Tribunal zur Rechenschaft gezogen werden.

Seit den Terroranschlägen vom 11. September erfreut sich das Leitbild vom "Kampf der Kulturen" weltweiter Verbreitung in Politik, Medien und Öffentlichkeit. Prof. Reuber wird es aus Sicht der Politischen Geographie dekonstruieren. Er will an Beispielen zeigen, dass es sich um ein bewusst konstruiertes geopolitisches Leitbild handelt. Nach seiner Erkenntnis wurde es aus strategischen Gründen in die Welt gesetzt und dient zur Polarisierung der Menschen in den neuen Konflikten nach dem Ende des Kalten Krieges.