"Damit konnten wir nicht rechnen", freut sich Mechthild Mennebröcker von der städtischen Denkmalbehörde über ein so eindeutiges Forschungsresultat. Mit Akribie hatte der Restaurator in den vergangenen Wochen detektivische Spurensuche auf den Wänden des Raumes betrieben. Rolf Kampmann-Wilsker hatte Tapeten entfernt, Untergründe untersucht, Putzschichten, Ausbesserungen und selbst Kabel freigelegt und - am Ende mit Erfolg - unterm Mikroskop verglichen und ausgewertet.
Die weitere Entscheidung fiel dem Team mit Kunsthistorikern des Stadtmuseums und Denkmalschützern leicht: "Der Gartensaal wird wie zu Zeiten der Droste tapeziert und damit wieder den Zeitgeist des Klassizismus ausstrahlen", kündigt Mechthild Mennebröcker an. Für die Rekonstruktion des Originals gewann die Stadt Münster einen Fachmann aus dem Harz: Der Betrieb Walter aus Wernigerode ist deutschlandweit der letzte, der Tapeten im Handdruckverfahren herstellt.
Wie in einem Puzzle fügten sich die Recherchen des Restauratoren-Teams im Gartensaal zu einem Gesamtbild. Ausgangspunkt bildete ein grüngrundiger Tapetenrest mit Mennige-Farben, den die Wissenschaftler in einer Rüschhaus-Kammer entdeckten.
Fachleute datierten dieses Stück auf 1825 bis 1830. Das ist genau jene Zeit, als die Dichterin mit ihrer Mutter vom Schloss Hülshoff zum Witwensitz Rüschhaus wechselte. Auf diesem kleinen authentischen Tapetenstück - dem Befund 027 - finden sich blaue Farbspuren einer Rüschhaus-Tapete aus der Gründerzeit um 1870. Zunächst spürten die Fachleute diesen identischen Farbton im Gartensaal auf. Als sie dann unterhalb der Stuckdeckenprofile auch noch feinste Farbpartikel im Mennige-Rot, der Farbe der Bordüre, identifizieren konnten, war die Forschungsarbeit erfolgreich beendet.
Vermutlich im Sommer - so die Zeitpläne - wird der Gartensaal sein grünes originales Tapetenkleid erhalten. Die konservatorischen Vorarbeiten dazu laufen schon jetzt an, so dass im Frühjahr schon der Gartensaal - wenn auch noch mit weißen Wänden - für Besucher zugänglich ist. Die Wiederherstellung des Raumes, in dem die Schöpferin der "Judenbuche" lebte, soll gebührend gewürdigt werden. "Ein schönes Thema für den ‚Tag des offenen Denkmals‘", stimmt Mechthild Mennebröcker schon auf den 8. September 2002 ein.