26.09.2000

Neues Kabinett im Stadtmuseum zeigt Entwicklung zur Großstadt

Schaubilder, Hafen-Modell und ein Schreibtisch aus dem "Schreibtisch Westfalens" dokumentieren Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert

(SMS) Nach intensiven Recheren und Vorarbeiten hat das Stadtmuseum ein Kabinett seiner Schausammlung völlig neu gestaltet. Mit dem Thema "Münster wird Großstadt" widmet es sich der Stadtentwicklung und dem Bevölkerungswachstum im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert. Eigens produzierte Schaubilder, historische Pläne, ein Modell des Hafens als erstem Industriegebiet Münsters und ein fast 100 Jahre alter Schreibtisch aus dem "Schreibtisch Westfalens" stehen im 2. Obergeschoss des Museums (Kabinett 26) für dieses Kapitel der Stadtgeschichte.

Nachdem ein großer Teil des ehemaligen Fürstbistums Münster auf dem Wiener Kongreß 1815 endgültig an Preußen gefallen war, hatte für das eher beschauliche Münster ein neues Zeitalter begonnen. Der preußische Staat errichtete nahezu alle wichtigen Regierungs-, Verwaltungs- und Militärbehörden der neu geschaffenen Provinz in Münster und schuf damit die Grundlage für die bis heute bestehende Struktur der Stadt als Verwaltungsmetropole. Parallel hierzu wuchs der Anteil der protestantischen Bevölkerung, da viele höhere Beamte und Militärs aus den preußischen Stammlanden kamen.

Bis zur ersten Stadterweiterung im Jahr 1875 hatte sich Münster kaum über seine mittelalterliche Grenze hinaus ausgedehnt. In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Einwohnerzahl rasant. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten war hierfür allerdings nicht die Ansiedlung von Industrie verantwortlich, sondern der Ausbau Münsters als Oberzentrum.

Nicht zuletzt durch den Bau des Stadthafens in den Jahren 1896 bis 1898 mit Anschluss an den Dortmund-Ems-Kanal kam es im Südosten zur Ansiedlung von größeren Handelsunternehmen und ersten Industriebetrieben. Das gab letztlich auch den Anstoß zur zweiten, viel umfangreicheren Stadterweiterung im Jahr 1903. Die nächste Stadterweiterung erfolgte erst nach dem Zweiten Weltkrieg.

Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum ging einher mit dem Aufbau umfangreicher kommunaler Dienstleistungen wie geregelter Be- und Entwässerung, Gas- und Elektrizitätsversorgung oder Straßenbahn. Städtische Versorgungseinrichtungen wie das Gas- und Elektrizitätswerk oder das Straßenbahndepot wurden im neuen Industriegebiet am Hafen angesiedelt. Die seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert stetig wachsende Bevölkerung erreichte im Kriegsjahr 1916 die Schwelle von 100 000 Personen. Damit war Münster Großstadt.