24.09.1999

Fotosammlung vom Leben und Überleben im zerstörten Münster

Stadtmuseum bearbeitet 5000 Aufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg / Zeitzeugen gesucht

(SMS) Trauerfeier für die Opfer des Luftangriffs vom 10. Oktober 1943 in Münster: Die Fotografie zeigt einen unbekannten Redner, der auf dem Waldfriedhof Lauheide zu den Angehörigen von rund 700 Toten spricht. Diese Aufnahme gehört zur umfangreichen Fotosammlung des Stadtmuseums Münster, in der die Jahre dieser Stadt im Zweiten Weltkrieg dokumentiert werden. Rund 5000 Fotografien aus den Jahren 1939 bis 1945 werden jetzt im Museum bearbeitet und inventarisiert - erstmals in einem Museum in Münster in digitalisierter Form. Die Aufnahmen stammen aus den Sammlungen der Fotografen Victor Jack und Clemens Hülsbusch, die das Museum vor einigen Jahren erworben hat. "Damit besitzt das Stadtmuseum eindringliche Zeitdokumente vom Alltag in einer Stadt, die von Angriff zu Angriff zunehmend zerstört wird und in der am Kriegsende noch 17 Familien leben", so Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé.

Mit der Bearbeitung der Aufnahmen ist Dr. Annegret Rittmann betraut. Sie untersucht und lokalisiert die dargestellten Gebäude und Straßen, recherchiert und datiert abgebildete Ereignisse. "Kein leichtes Unterfangen", so die Kunsthistorikerin, "besonders bei unauffälligen Motiven des Alltagslebens oder weniger markanten Gebäudeansichten". Nach nunmehr über 55 Jahren werfe auch die Identifikation von Personen Probleme auf.

So auch bei der Ehrung der Toten nach dem Luftangriff am Sonntag Nachmittag des 10. Oktober 1943. Der Fotograf Victor Jack hat Trauerfeier und Gefallenenehrung auf dem Waldfriedhof ausführlich dokumentiert. Ansprachen hielten im Beisein ranghoher Vertreter von Wehrmacht, Polizei und Politik der damalige Oberbürgermeister Hillebrand und Gauleiter Dr. Meyer. Unbekannt ist bis heute indes der Redner auf einer der Jack-Fotografien. "Da das Ereignis unter hoher Anteilnahme der Zivilbevölkerung stattfand, hoffen wir jetzt auf Hinweise aus der Bevölkerung", so Annegret Rittmann. Informationen erbittet sie unter Tel. 02 51 - 492 45 15.