29.01.1998

„Von hier erschallt der Friede der ganzen Welt“

Sonderausstellung im Stadtmuseum: „30jähriger Krieg, Münster und der Westfälische Frieden“ / Jahrestag der Spanisch-Niederländischen Vertragsunterzeichnung

(SMS) „HINC TOTI PAX INSONAT ORBI“ (Von hier erschallt der Friede der ganzen Welt“) - diese Umschrift auf einer silbernen Schaumünze aus dem Jahr 1648 bringt Freude und Stolz der Stadt Münster über das Zustandekommen des Westfälischen Friedens innerhalb ihrer Mauern zum Ausdruck. Heute begleitet diese Münze als wiederkehrendes Symbol die große historische Ausstellung „30jähriger Krieg, Münster und der Westfälische Frieden“ im Stadtmuseum. Ab Freitag, 30. Januar - dem Jahrestag der Unterzeichnung des Spanisch-Niederländischen Friedensvertrages - öffnet sich dort den interessierten Besuchern die Welt von Krieg und Frieden im 17. Jahrhundert. Eine Fülle von herausragenden Geschichtsdokumenten, kunsthistorisch wertvollen Gemälden und historischen Inszenierungen dokumentiert eindrucksvoll die Zeit des 30jährigen Krieges und des Friedenskongresses.

Die Ausstellung im Stadtmuseum Münster gibt auf über 700 Quadratmetern mit zahlreichen international bedeutenden Objekten einen umfassenden Überblick über die geschichtlichen Zusammenhänge dieser Zeit. Sie beginnt auf der Galerie im ersten Obergeschoß mit der Inszenierung des Prager Fenstersturzes, mit dem der 30jährige Krieg seinen Anfang nahm: Protestantische böhmische Adelige hatten die Statthalter des katholischen Königs Ferdinand II. aus einem Fenster der Prager Burg geworfen.

Bilder des Krieges Präsentiert werden wichtige Ereignisse des Krieges, beispielsweise die Schlacht bei Stadtlohn im westlichen Münsterland im Jahr 1623. Besondere Beachtung finden hier die zeitgenössischen Waffen und Rüstungen. Greuel und Elend des Krieges spiegeln sich in Schlachtenbildern- und darstellungen. In der Rotunde des Treppenaufgangs ist eine Folge von niederländischen Fliesen ausgestellt, die das Kriegshandwerk der Soldaten in einfachen zeitgenössischen Bildern festhalten.

Münster als Stadt der Verhandlungen Eine Festarchitektur, die den feierlichen Einzug der Gesandten nach Münster nachempfinden läßt, führt zum großen Ausstellungssaal im zweiten Obergeschoß. Im Mittelpunkt steht die Stadt als Kongreßort der Friedensverhandlungen. „Empfangen“ werden die Besucher dieser Abteilung vom „Einzug des Gesandten Adriaen Pauw nach Münster“, dem berühmten Gemälde des holländischen Malers Gerard Ter Borch. Die Porträts der Diplomaten erscheinen auf Kupferstichen und Gemälden. Ebenso werden Kunst und Kultur in Münster zu dieser Zeit veranschaulicht.

Ein weiterer Schwerpunkt ist den Schilderungen des päpstlichen Gesandten Fabio Chigi - des späteren Papstes Alexander VII. - gewidmet. Die während seines Aufenthaltes in Münster verfaßten lateinischen Verse schildern das alltägliche Leben in der Stadt und werden in der Ausstellung von zahlreichen Exponaten illustriert.

Nach 1648 unter bischöflicher Herrschaft Ein anderer Aspekt der Ausstellung beleuchtet die Geschichte des Münsterlandes unmittelbar nach dem Westfälischen Frieden von 1648 unter dem neu gewählten Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen: Die französisch-schwedische Politik, unterstützt von deutschen Fürsten, hatte mit Erfolg auf die völkerrechtliche Souveränität der deutschen Territorien hingewirkt. Von Galen zog nach seiner Wahl zum Bischof von Münster im Jahr 1650 sofort die Konsequenzen. Er drängte die Besatzungstruppen aus dem Land, unterwarf die auf Eigenständigkeit pochende Stadt Münster und machte, gestützt auf seine Armee, europäische Politik. Die Veränderungen, die sich auch im Stadtbild niederschlugen, werden in der Ausstellung auch durch zwei große Stadtmodelle und durch großformatige, bisher kaum bekannte Gemälde dokumentiert.

Neue Erwerbungen alter Friedensbilder Der interessierte Betrachter findet im Stadtmuseum zum Thema gehörende Gemälde und Zeichnungen von Rang, unter anderem von Gerard Ter Borch, Wolfgang Heimbach und Wenzel Hollar. In jüngster Zeit konnte das von Michie Miereveld 1626 gemalte Bildnis des „Tollen Christian“, der 1622 und 1623 das Münsterland und Paderborn verwüstete, ersteigert werden. Gerade rechtzeitig vor Ausstellungsbeginn erwarb das Stadtmuseum auf Auktionen zwei Kunstwerke aus dem Rubenskreis, die in barocker Bildsprache die Themen Krieg und Frieden zum Ausdruck bringen: eine Ölskizze von Johann Bockhorst, die den Ausbruch des Krieges darstellt, sowie eine Zeichnung, die den Triumph des Friedens versinnbildlicht.

Der westfälische Friede aus Sicht des Nationalsozialismus Abgerundet wird die Ausstellung mit der Geschichte der Rezeption des Westfälischen Friedens im Urteil der Nachwelt. Erstmals werden dabei Objekte gezeigt, die von nationalsozialistischen Historikern für ihre 1948 geplante Austellung zum Westfälischen Frieden hergerichtet wurden. Diese Ausstellung sollte den „Endsieg“ begleiten, der - so die damalige Absicht - zur Revision des Friedens von 1648 führen würde.

Dokumente und Gemälde - darunter auch vielfach bisher unbekannte Originale - hält ein Katalog auf Dauer fest. Das zweibändige Werk mit einer Fülle von farbigen Abbildungen erscheint als Begleitband und zur Dokumentation. Er kostet 48 Mark und ist ab Ausstellungsbeginn am 30. Januar im Stadtmuseum erhältlich.

Stadtmuseum Münster, Salzstraße 28, geöffnet täglich außer Montag, 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei