01.09.2023

Keine Krankenversicherung: Mehr als 1.000 Menschen erhalten Beratung in Münster

Clearingstelle vermittelt Zugang zu medizinischer Grundversorgung / Stadt stellt Notfallfonds bereit

Münster (SMS) Die Clearingstelle „Klar für Gesundheit“ in Münster hat bisher 1.105 Menschen ohne Krankenversicherung beraten. 812 von ihnen vermittelte die Clearingstelle seit ihrer Gründung im Jahr 2016 in das medizinische Regelversorgungssystem. Das geht aus dem „Jahresbericht zum Notfallfonds“ hervor, den das städtische Gesundheits- und Veterinäramt den politischen Gremien am 6. September vorlegt und den Zeitraum vom 1. Oktober 2016 bis 30. September 2022 umfasst. Im laufenden Jahr haben sich bislang 135 Ratsuchende gemeldet.

„Jeder Mensch hat das Recht auf Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung und Hilfe im Notfall“, sagt Merle Heitkötter vom Gesundheitsamt. „Eine Vermittlungsquote von fast 75 Prozent seit Beginn des Projekts im Jahr 2016 zeigt, wie erfolgreich wir arbeiten.“

Individuelle Prüfung

Die Gründe, warum Menschen keine Krankenversicherung haben, sind vielfältig. So können fehlende Nachweise aus Herkunftsländern ebenso Ursache sein wie Unwissenheit über das deutsche Versicherungssystem oder gesetzliche Vorgaben. Wer beispielsweise nicht über einen Aufenthaltsstatus verfügt, kann in Deutschland keine Krankenversicherung abschließen.

„Wir müssen in jedem Einzelfall prüfen, auf welche Weise wir einen Zugang zur Krankenversicherung ermöglichen können“, sagt Samira Platz (GGUA) von der Clearingstelle. Häufig leben die Ratsuchenden in prekären Lebenssituationen, sind wohnungs- und obdachlos oder von Armut betroffen. „Diese Menschen haben aufgrund ihrer Lebenssituation statistisch gesehen ein höheres Risiko, krank zu werden. Umso wichtiger ist es, dass sie medizinische Hilfe in Anspruch nehmen können.“ Zu den Ratsuchenden gehören auch Schwangere und Kinder.

Jährlich 30.000 Euro im Notfallfonds

Für nicht versicherte Menschen, die krank sind, bieten in Münster der „Mobile Dienst“ im Haus der Wohnungslosenhilfe (HdW) und die „Malteser Medizin“ wöchentliche Sprechstunden an. Dort erhalten die Patientinnen und Patienten eine Erstversorgung und – falls notwendig – eine Überweisung an Fachärztinnen oder Fachärzte. Die Kosten für diese Behandlungen werden durch Spenden finanziert. Für Betroffene aus Münster stellt die Stadt zudem einen Notfallfonds mit 30.000 Euro pro Jahr bereit.

Die Zahl der Anträge und Ratsuchenden ist dabei in den vergangenen drei Jahren gestiegen. Die Stadt verzeichnete im Zeitraum von April 2022 bis April dieses Jahres 41 Hilfesuchende (Vorjahreszeitraum 36), denen mit Mitteln des Notfallfonds geholfen wurde. Die erstatteten Beträge reichen von zwölf bis 5.000 Euro. Die Behandlungskosten stiegen zuletzt mit 27.700 Euro auf einen neuen Höchstwert seit Einführung des Notfallfonds.

Hintergrund

Die Clearingstelle besteht seit 2016 und ist ein Kooperationsprojekt des Caritasverbandes Münster, der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender (GGUA) und des Gesundheits- und Veterinäramtes der Stadt Münster.