Münster (SMS) Als erste Kommune in Deutschland hat Münster einen Aktionsplan mit dem Schwerpunkt Klima- und Geschlechtergerechtigkeit entwickelt, der die Europäischen Charta für die Gleichstellung der Geschlechter umsetzt. Mit diesem innovativen Plan, der am Mittwoch, 19. Juni, vom Rat beschlossen wurde, betritt Münster Neuland und zeigt, wie der Weg zur Klimaneutralität geschlechtersensibel gestaltet werden kann.
Der Aktionsplan umfasst 15 Maßnahmen in den drei Themenfeldern „Mobilität und Stadtplanung“, „Gesundheit und (Care-)Arbeit“ sowie „Bildung, Kultur und politische Partizipation“. Die Maßnahmen des Aktionsplans fußen auf der Annahme, dass Frauen von der Klimakrise stärker betroffen sind als Männer, sei es durch gesundheitliche Risiken, soziale und ökonomische Benachteiligung oder ungleiche Beteiligung an Klimaschutzprozessen, während Männer im Durchschnitt höhere CO2-Emissionen verursachen.
Gerade im Bereich Mobilität und Stadtplanung sieht der Aktionsplan große Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Frauen legten mehr und kürzere Wege zurück als Männer – vor allem, weil sie deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit leisteten und deshalb viele Besorgungen unterwegs erledigten und Familienangehörige zu Kita, Schule, Arztterminen oder Freizeitaktivitäten begleiteten. Weil seltener mit dem Auto unterwegs, seien Frauen stärker auf gute Geh- und Radwege, einen zuverlässigen ÖPNV und erreichbare Grünflächen angewiesen.
Der Aktionsplan sieht daher vor, aufgrund der geschlechtsspezifischen Unterschiede in Mobilität und Stadtplanung die Klimapolitik gendersensibel zu gestalten. Dafür sollen Schlüsselpositionen in der Verkehrsplanung diverser besetzt werden. Konkret zielt die Maßnahme „Empowerment für Frauen im Amt für Mobilität“ darauf ab, die Attraktivität technischer Berufe für Frauen zu steigern. Derzeit sind in diesem Bereich der Stadtverwaltung nur 16 Prozent der Führungskräfte weiblich. Ziel ist, diesen Anteil deutlich zu erhöhen.
Auch die Maßnahme „Sichere Kindermobilität“ soll zu mehr Klimaschutz und zur Entlastung von Menschen mit Betreuungspflichten führen: Schulwegpläne, Informationskampagnen über Alternativen zum sogenannten Elterntaxi, die Einrichtung von Schulstraßen und weiteren Hol- und Bringzonen sollen dazu beitragen. Ziel ist, weitere Quartiere mit hoher Lebensqualität, sicheren Wegen für Fuß- und Radverkehr, viel Grün und wenig oder gar keinem Autoverkehr zu schaffen.
Als weitere Maßnahmen sieht der Aktionsplan zum Beispiel die Stärkung von Frauen bei der Übernahme politischer Ämter, eine klimagesunde Kantine und gendersensible Beteiligungsformate in der Stadtplanung vor. 15 Fachämter und Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, NGOs und der Stadtgesellschaft beteiligten sich an der Entwicklung des Aktionsplans, der in der Kombination von Klimaschutz und Gendergerechtigkeit neue Maßstäbe setzt.