12.08.1999

Rugova nimmt Toleranzpreis im Rathaus entgegen

Oberbürgermeisterin Marion Tüns überreicht Auszeichnung / Antje Vollmer hält Laudatio

(SMS) In einem Festakt im Rathaus ehrt die Stadt Münster am kommenden Sonntag (15. August) Ibrahim Rugova mit dem Toleranzpreis. Oberbürgermeisterin Marion Tüns wird die mit 50 000 Mark dotierte Auszeichnung dem Präsidenten der Kosovo-Albaner überreichen. Die Laudatio hält Antje Vollmer, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Sie bildet mit Wolfgang Thierse und Rita Süssmuth das Jurygremium, das sich einstimmig für Rugova als Toleranzpreisträger entschieden hat.

Nahezu 400 geladene Gäste werden der Preisverleihung im Festsaal beiwohnen. "Aus organisatorischen Gründen gestalten wir den Festakt im Rathaus und nicht, wie ursprünglich geplant, im Stadttheater", so Oberbürgermeisterin Marion Tüns. Der Feierstunde, die musikalisch von dem westfälischen Bläserensemble "Serenata" gestaltet wird, schließt sich ein Empfang für Ibrahim Rugova im Friedenssaal mit seinem Eintrag in das Goldene Buch an.

"Rugova, der Führer des gewaltfreien Kampfes der Kosovo-Albaner, steht für Demokratie und Selbstbestimmung, Einheit statt Spaltung des Kosovo", so die Oberbürgermeisterin. Er habe "beispielhaft dem Toleranzgedanken in Theorie und Praxis in besonderem Maße Rechnung getragen". Für den gewaltlosen Widerstand wurde Rugova schon vom Europäischen Parlament im Herbst ´98 mit dem "Sacharow-Preis für Menschenrechte" geehrt.

Prof. Dr. Ibrahim Rugova, Jahrgang 1944, vollzog Ende der 80er Jahre den endgültigen Schritt vom anerkannten Literaten und Literaturwissenschaftler an der Universität von Pristina zum Politiker. Damals ließ Milosevic die Teilautonomie der Provinz Kosovo gewaltsam beseitigen. 1989 wurde Rugova Vorsitzender der größten albanischen Partei, der Demokratischen Liga Kosovo (LDK). 1992 wurde er zum Präsidenten Kosovos gewählt. In diesem Amt wurde er bei den Wahlen im Jahr 1998 bestätigt.

Er ist nach dem französischen Publizisten Joseph Rovan (1993) und dem israelischen Politiker Teddy Kollek (1996) der dritte Träger der münsterschen Auszeichnung. Der wichtigste Preis der Stadt Münster wurde anlässlich des 1200jährigen Stadtjubiläums geschaffen.