05.07.2000

Vom possierlichen Tierchen zum lästigen Zeitgenossen

Eichhörnchen suchen auf Terrassen und in Wohnungen nach Leckereien / Städtische Experten geben Tipps

(SMS) Wer die Berichte hört, mag ihnen kaum Glauben schenken: Possierliche Eichhörnchen belästigen Bürgerinnen und Bürger auf ihren Balkonen, Terrassen und sogar in den Wohnungen. Zunehmend klagen Anrufer beim städtischen Veterinäramt über das abnorme Verhalten der sonst so "liebreizenden Tiere". Das Geheimnis der rätselhaften Wandlung liegt für die Experten auf der Hand: "Die Tiere werden regelrecht angefüttert", erläutert Amtsleiter Dr. Roland Otto den Auslöser für die Verhaltensänderung.

Im Herbst und Winter legen vermeintliche Tierfreunde Nüsse oder ähnliche Leckereien für die Eichhörnchen aus und schaffen so attraktive, leicht zu erreichende Futterstellen. "Wenn die Tiere einige Male erfolgreich waren, suchen sie die Plätze auf dem täglichen Rundgang routinemäßig wieder auf und zwar immer zur gleichen Zeit ", betont Dr. Otto. Wenn die Nahrung ausbleibt - zum Beispiel weil die "Tierliebhaber" im Urlaub sind - schreiben die eifrigen Nager den Futterplatz nicht gleich ab. Sie erkunden die Umgebung. Stehen Türen oder Fenster offen, nutzen die Eichhörnchen die Chance und gehen in der Wohnung auf Nahrungssuche. Sobald Tier und Mensch dort aufeinander treffen, gerät der Nager in Panik und beißt auch schon mal zu.

"Die Nahrungssuche ist auch der Grund dafür, dass die Eichhörnchen sogar ganze Blumenkästen umpflügen", weiß Tierexperte Dr. Otto. Sie haben ein hervorragendes Gedächtnis: Wenn sie einmal Nüsse als Vorrat in einem Blumenkasten vergraben haben, werden sie diese dort auch irgendwann wieder ausgraben. Dass die Erde in der Zwischenzeit ausgetauscht und der Kasten neu bepflanzt wurde, kann das Tier nicht wissen.

Auch bei noch so großer Tierliebe sollte man nicht vergessen, dass Eichhörnchen wilde Tiere sind. Sie suchen sich ihr Futter selbst. Nur bei sehr lang anhaltendem Frost kann die Fütterung nicht schaden. "Auf keinen Fall dem Tier die leere Hand hinhalten", rät Otto. "Dann probieren die Nager aus, ob sich die Fingerkuppen zum Fressen eignen, was schmerzhaft sein kann." Wenn Eichhörnchen in der Nähe sind, sollte man offene Türen und Fenster im Auge behalten. Verirrt sich dennoch ein Tier in die Wohnung, darf ihm der Fluchtweg nicht versperrt werden.

Wer Näheres über den richtigen Umgang mit Eichhörnchen wissen möchte, kann sich an das städtische Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt wenden, Tel. 0 25 34 - 97 13 01. Beim Amt für Grünflächen und Naturschutz ist Matthias Genius, Tel. 4 92 -67 15 Ansprechpartner in Sachen "Eichhörnchen". Auskunft gibt auch das Umweltbüro im Stadthaus I, Tel. 4 92-31 31.