22.03.1999

Sozialamts-Team stellte seine Arbeit auf den Prüfstand

Verwaltungsreform "von unten": Beschäftigte der Fachstelle "Hilfe in Einrichtungen" ergriffen Initiative

(SMS) Sie beraten, bearbeiten Anträge und bewilligen pro Jahr 38 Millionen Mark Sozialhilfe und Pflegewohngeld für Menschen in Heimen. Auf die Qualität ihrer Arbeit sind tausende Menschen angewiesen - Verwaltungen und Bewohner von Heimen und deren Angehörige. Die Rede ist von der Fachstelle "Hilfe in Einrichtungen" des städtischen Sozialamtes. Stimmt die Qualität wirklich, was kann verbessert werden? Das 14köpfige Team wollte es wissen. Es ergriff die Initiative und befragte 210 Alten- und Pflegeheime. Ergebnis: Die Heime bewerten die Zusammenarbeit fast ausnahmslos als "sehr gut", "gut" oder "meistens gut". Zugleich enthielten ihre Rückmeldungen Anregungen, die von der Fachstelle aufgegriffen und umgesetzt werden konnten.

"Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Sozialamt haben beispielhaft ein Stück 'Verwaltungsreform von unten' initiiert", erläuterte Oberbürgermeisterin Marion Tüns die Aktion. Das Team habe gezeigt, daß die vielzitierte Verwaltungsmodernisierung keineswegs nur Sache von Entscheidungen in den Führungsetagen sei. "Was die Menschen letztlich von ihrer Stadtverwaltung haben, beweist sich in der tagtäglichen Arbeit der 4000 Beschäftigten", sagte die Verwaltungschefin. Die Zeiten verkrusteter Bürokratien seien vorbei. Marion Tüns: "Der Normalfall ist das hochmotivierte Team, das mit seinen Initiativen das Leitziel Bürgerorientierung umsetzt."

Die Fachstelle "Hilfe in Einrichtungen" arbeitet für alte und pflegebedürftige Menschen, die für die monatlichen Heimkosten von etwa 5000 bis 7000 Mark nicht selbst aufkommen können. Nach Angaben von Sozialdezernentin Helga Bickeböller erhalten zur Zeit 902 Frauen und Männer in Heimen Sozialhilfe, 913 Heimbewohner beziehen Pflegewohngeld. Die meisten leben in den 37 münsterschen Heimen. Hinzu kommen die Münsteranerinnen und Münsteraner in 173 auswärtigen Einrichtungen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schickten an alle 210 Heime einen Fragebogen. Sind die Bescheide und Schreiben der Fachstelle verständlich? Welche Noten gibt es zu den Stichworten "Freundlichkeit", "Kompetenz", "Bearbeitungsdauer" und "Erreichbarkeit"? Dazu konnten Bewertungen von 1 ("sehr gut") bis 6 ("vollkommen unzufrieden") vergeben werden. Bei Antworten von "sehr gut" (1) bis "meistens gut" (3) konnte sich die Fachstelle in ihrer Arbeit bestätigt sehen.

"Dieser Zielkorridor wurde bei über der Hälfte der Fragen zu mehr als 95 bis 100 Prozent erreicht", berichtete Stadträtin Bickeböller. Am ehesten blieben beim Stichwort "Bearbeitungsdauer von Anträgen" noch Wünsche offen. Hier entfielen knapp 86 Prozent der Antworten auf "sehr gut" bis "meistens gut".

Gerade die Bearbeitungsdauer sei auch für das Team der Fachstelle immer wieder Thema, sagte deren Leiterin Christine Adams. "Manchmal warten wir monatelang auf Bescheide von Pflegekassen, um Anträge bearbeiten zu können." Diese Bescheide mit dem Ergebnis von Gutachten des Medizischen Dienstes der Krankenkassen sind eine wesentliche Voraussetzung für die Zusage von Sozialhilfe. Auf das Arbeitstempo des Medizinischen Dienstes hat die Fachstelle aber keinen Einfluß. Dagegen konnte sie andere Hinweise aufgreifen. So richtete sie ein "Service-Telefon" ein. Es gewährleistet, daß auch außerhalb der üblichen Sprechzeiten (vormittags 8.30 bis 12 Uhr, donnerstags außerdem 14.30 bis 18 Uhr) von Montag bis Mittwoch nachmittags eine kompetente Ansprechperson erreichbar ist.

Außerdem war ein Merkblatt mit leicht verständlichen Informationen zum Thema Pflegewohngeld angeregt worden. Die Fachstelle erarbeitet dazu ein Infoblatt für Heimbewohner und ihre Angehörigen. Darin wird sich gleich das Ergebnis eines Trainings zum Verfassen von leicht verständlichen Texten niederschlagen, das das Fachstellen-Team unabhängig von der Befragung besucht hat.

Eine weitere Konsequenz der Befragung war die Einladung an alle münsterschen Heimverwaltungen zu einem Treffen, das dem Kennenlernen und dem Besprechen von Fragen und Problemen diente. Alles in allem bilanziert Christine Adams: "Die Aktion hat uns bestätigt. Sie hat unserer Arbeit genutzt, und sie wird hoffentlich für die Bewohnerinnen und Bewohner der Heime von Nutzen sein."