08.04.1999

Café-Dekoration mit sozialem Hintergrund

Kooperation des Jib mit der Matthäus-Gemeinde / Straffällig gewordene Jugendliche beweisen kreative Fähigkeiten

(SMS) Eigentlich wollte sich Bianca Schmidt beim Besuch des Jugendinformations- und -beratungszentrums (Jib) an der Hafenstraße nur einen Überblick über das Angebot des Hauses verschaffen. Vor einigen Bildern, die die Flure der städtischen Einrichtung zierten, blieb sie jedoch fasziniert stehen. "Die wären ideal für die bislang noch kahlen Wände unseres Cafés", dachte sich die Jugendreferentin der evangelischen Matthäus-Gemeinde und schon war eine Idee geboren, die vielleicht noch Schule machen wird. Denn seit einigen Wochen hängen sieben der Bilder als Leihgabe im Café Pömm, dem Treff für junge Erwachsene in der Gemeinde.

Gemalt wurden die Bilder von straffällig gewordenen Jugendlichen, die im Jib ihre gerichtlich auferlegten Sozialstunden abgeleistet haben. Bei Aufräum-, Reparatur- und Renovierungsarbeiten steht der Verbüßungscharakter im Vordergrund, doch die Jugendlichen können in den Werkstätten des Jib auch kreativ arbeiten. "Den Jugendlichen soll im Rahmen der Sozialstunden auch das Gefühl gegeben werden, etwas Sinnvolles für das Gemeinwesen zu tun", erläutert Stefan Scholz, Sozialarbeiter im Jib, den pädagogischen Ansatz. Die jungen Künstler dürfen die Bilder nicht behalten, die Werke erhalten ihren Platz in öffentlichen Gebäuden oder - wie in diesem Fall - in einem Café.

"Die kreative Arbeit kann sich positiv auf das Selbstbewußtsein der Jugendlichen auswirken und zeigt ihnen Perspektiven für eine sinnvolle Freizeitgestaltung", so Scholz. Zudem lasse sich über die kreative Arbeit leichter ein Zugang zu den Jugendlichen finden.

Die Besucher des Café Pömm in der Antoniusstraße freuen sich hingegen einfach über die knalligen Bilder, die ihren Treff schmücken. Jugendreferentin Bianca Schmidt plant jedoch schon den nächsten Besuch an der Hafenstraße, um neue Bilder für eine weitere Ausstellung auszusuchen.