Stadt Münster: Tiefbauamt - Pressemeldungen

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03.03.1998

Flüchtlingskinder sind Leidtragende

Studie deckt mangelndes Wissen über Gesundheitssystem auf

(SMS) Flüchtlingskinder in Münster sind gesundheitlich deutlich schlechter versorgt als gleichaltrige deutsche Kinder. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des städtischen Gesundheitsamtes. Die Eltern der Kinder kommen oftmals mit der fremden Umgebung noch nicht zurecht. Sie wissen nicht, wohin sie sich wenden können, wenn ihr Kind krank ist, oder welche Möglichkeiten für Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen es gibt. Die Studie unterbreitet Vorschläge zur Verbesserung dieser Situation. Diese werden in den Fachausschüssen des Rates der Stadt beraten .

Ein Jahr hat es gedauert, bis Dr. Joachim Gardemann (seinerzeit Kinderarzt in der Abteilung für Kinder- und Jugendgesundheitspflege) und Dipl. Oecotrophologe Karim Mashkoori (zuständig für Gesundheitsplanung) alle Daten beisammen und ausgewertet hatten. In allen städtischen Übergangswohnheimen wurden mit einem Fragebogen Anhaltspunkte für den Gesundheitszustand und die Häufigkeit von Arztbesuchen ermittelt.

"Es zeigte sich, daß die Flüchtlinge nicht ausreichend mit dem Gesundheitssystem in Deutschland vertraut sind. In ihren Heimatländern gibt es zum Beispiel oft einen Impfzwang, mit der Freiwilligkeit in unserem System können die Eltern dann nicht umgehen", beschreibt Mashkoori die Situation. So ist nicht einmal ein Zehntel der Flüchtlingskinder gegen Tetanus geimpft, Kinder aus Münster haben dagegen zu 80 Prozent diese mitunter lebenswichtige Schutzimpfung.

Auch die kinderärztliche Vorsorgeuntersuchung wird viel seltener wahrgenommen. Während zwischen 70 und 80 Prozent der Kinder in Münster bis zum Alter von fünf Jahren regelmäßig zur Untersuchung erscheinen, nehmen die meisten Flüchtlingskinder an diesen Vorsorgeuntersuchungen kaum teil und erscheinen selten beim Kinderarzt.

Ein weiterer Hinweis auf fehlende Aufklärung sind die verhältnismäßig häufigen Krankenhausaufenthalte von Flüchtlingskindern, die oft nur einen bis drei Tage dauern. "In den Herkunftsländern ist es meist üblich, direkt in einem Krankenhaus Hilfe zu suchen. Daß man hier zuerst zu einem niedergelassenen Arzt gehen kann, ist den Eltern oft nicht bewußt," erklärt Prof. Gardemann. Dabei bedeutet der Krankenhausaufenthalt häufig eine große psychische Belastung für Eltern und Kind. Außerdem verursacht er unnötige Kosten.

Die Aufklärung über das hiesige Gesundheitssystem ist für Gardemann und Mashkoori ein unbedingtes Muß. Sie schlagen vor, ein Erstuntersuchungs- und -beratungsprogramm für neuankommende Flüchtlinge anzubieten sowie frauenspezifische Sprechstunden mit einer Ärztin und regelmäßige Fragestunden zur Kinderentwicklung einzurichten. Die in der Vergangenheit bereits erfolgreich durchgeführten Impfsprechstunden und die ärztliche Beratung vor Ort - die sogenannte aufsuchende Gesundheitshilfe – sollen auch künftig weitergeführt werden.

 

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Kontakt

Birgit Jaskowiak
Tel. 02 51/4 92-66 09