(SMS) Zu einem „Dauerbrenner“ hat sich die Zusammenarbeit zwischen dem städtischen Sozialamt und dem Institut für Geographie der Westfälischen-Wilhelms-Universität entwickelt. Im Rahmen eines Hauptseminares mit dem Thema "Soziale Stadtentwicklung" prüfen die Studierenden derzeit, welche Einrichtungen in den Bereichen Freizeit, Kultur und Sport in Münster für behinderte Menschen barrierefrei zugänglich sind. Die Ergebnisse sollen anschließend über das Stadtinformationssystem "publikom" im Internet abrufbar sein. Damit tragen die Studierenden einen weiteren Baustein zu dem Projekt "KOMM" bei.
KOMM bietet "Kommunikations- und Orientierungshilfen für Menschen mit Behinderungen in Münster" und wird vom Institut für Geographie und der städtisch verwalteten Stiftung Siverdes getragen. Die Koordinationsstelle für Behinderten-fragen im Sozialamt sowie weitere Fachämter der Stadt unterstützen das Projekt.
Schon 1993 begannen Stadt und Uni ihre Kooperation und erstellten einen Stadtplan für Behinderte, der zeigen sollte, wo sie mit Barrieren zu rechnen hatten. Im Rahmen des KOMM-Projektes wurden inzwischen die gastronomischen Betriebe untersucht - die Ergebnisse sind im publikom veröffentlicht. Weitere Bausteine sollen folgen - so beispielsweise Informationen über die Zugangsmöglichkeiten zu Freizeit- und Sporteinrichtungen.
Eingebunden wird diese praktische Aufgabe in eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema. Peter Neumann, wissenschaftlicher Mitarbeiter des geographischen Instituts, und Doris Rüter, Koordinatorin für Behindertenfragen der Stadt, leiten das Seminar gemeinsam. "Für uns ist die Zusammenarbeit mit der Stadt sehr fruchtbar: Wir lernen die praktischen Probleme der Stadtplanung und Koordination kennen, gleichzeitig können wir daran unsere wissenschaftlichen Methoden erproben“, erläutert Neumann.
Wichtiger Bestandteil des Seminares ist die Geländearbeit. Mit einem Fragebogen bewaffnet tragen die Studentinnen und Studenten vor Ort Daten für eine spätere Kartierung zusammen. Dabei werden zum Beispiel Rampen und Fahrstühle registriert und Stufen gezählt.
Aufgefallen ist den Studierenden dabei, daß Gehbehinderte oft Umwege in Kauf nehmen müssen. Häufig können sie zum Beispiel nur durch Seiten- und Hintereingänge ins Gebäude gelangen. Für die vielen Kleinigkeiten, die die Bewegungsfreiheit von behinderten Menschen einschränken, haben die Studierenden einen neuen Blick bekommen. Ein Bewußtseinswandel, den sich eine Studentin auch für die Architekten wünscht: "Leider konnten wir bei unserer Arbeit nicht mit den Erbauern der Gebäude reden. Das Personal in den Einrichtungen hat die Probleme oft gesehen, konnte daran aber auch nichts ändern."
Im nächsten Semester soll das Projekt fortgeführt werden. Dann will man den Bereich Gesundheit und Soziales unter die Lupe nehmen und unter anderem Arztpraxen und therapeutische Einrichtungen auf ihre Zugänglichkeit für behinderte Menschen untersuchen.