Stadt Münster: Tiefbauamt - Pressemeldungen

Pressemitteilungen

12.12.1997

„Sozialer Kontakt ist das Wichtigste“

Stadt gestaltet öffentliche Spielplätze für Miteinander von behinderten und nichtbehinderten Kindern

(SMS) Behinderte und nichtbehinderte Kinder sollen gemeinsam auf dem Spielplatz spielen, wünschen sich viele Eltern behinderter Kinder, denn der soziale Kontakt außerhalb der Familie ist für die Entwicklung außerordentlich wichtig. Doch genügen die öffentlichen Spielplätze diesen Anforderungen? In mühevoller Feldforschung haben die städtischen Grünplaner das Angebot an Spielgeräten unter die Lupe genommen. Als erster wird jetzt der Spielplatz Aaseestadt an der Weseler Straße für integratives Spielen umgestaltet, weitere öffentliche Spielplätze werden folgen. Die Stadt betritt mit ihrem Spielplatzkonzept Neuland, denn bislang gibt es selbst in der Fachliteratur wenig Konkretes, wie das gemeinsame Erleben von behinderten und nichtbehinderten Kindern im öffentlichen Raum umgesetzt werden kann. Bei der Sanierung des städtischen Spielplatzes zwischen Weseler und Von-Stauffenberg-Straße werden erstmalig Erkenntnisse umgesetzt, die das Amt für Grünflächen und Naturschutz, zwei Mitarbeiterinnen einer Arbeitsgruppe der Kommission zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen, das Gesundheits- und das Sozialamt zusammen erarbeitet haben. Sorgfältig wurde das Angebot gängiger Spielgerätehersteller durchforstet. Das Ergebnis der Prüfung hat Notburga Wöstmann vom Amt für Grünflächen und Naturschutz in einer Übersicht zusammengefaßt. Erstaunlich: Viele der handelsüblichen Geräte eignen sich auch für behinderte Kinder, oder sie lassen sich mit geringem Aufwand an ihre Bedürfnisse anpassen. „Uns geht es keinesfalls darum, einen exklusiven Spielpark nur für Behinderte zu schaffen“, unterstreicht Hans Sachse, Planer beim städtischen Amt für Grünflächen und Naturschutz. „Wir wollen die Begegnung und das gemeinsame Erleben fördern, deshalb müssen die Geräte zwar für behinderte Kinder geeignet, aber auch für nichtbehinderte Kinder attraktiv sein.“ Handelsübliche Geräte sind außerdem deutlich kostengünstiger als Spezialanfertigungen. Mit Blick auf weitere integrative Spielplätze und Instandhaltungskosten ist dieser Aspekt nicht unerheblich. Auf den ersten Blick unterscheidet sich der generalüberholte Spielplatz in der Aaseestadt daher später nicht von anderen. Dennoch: Wer genau hinsieht, bemerkt die Resultate sorgfältiger Planung: Eine rollstuhlgerechte Rampe führt zum „Erlebnishaus“ für die Kleinsten. Auf den Steinhaufen können ängstliche Kinder auch über eine Treppe mit Handlauf gelangen, wenn sie nicht klettern mögen. Der Clou ist jedoch die Netzschaukel. Sie kann sogar von schwerstbehinderten Kindern benutzt werden. Sie liegen im Netz und können die Bewegung durch die anderen Kinder genießen. „Das ist der Kontakt, den wir uns wünschen“, so Sachse. „Behinderte und Nichtbehinderte müssen oft erst lernen, miteinander umzugehen. Hier können sie das.“ Martina Hindricks und Christine von Einem, beide Mütter behinderter und nichtbehinderter Kinder, leisteten wertvolle Beratungsarbeit bei dem Projekt. „Auch wir Planer haben viel dazugelernt“, meint Sachse nachdenklich. Denn manchmal empfinden behinderte Kinder anders, haben vielleicht Angst, ein Klettergerät zu erobern, obwohl sie körperlich dazu in der Lage wären. Andererseits ist es gar nicht wichtig, daß sie alle Funktionen eines Spielgerätes wie vom Konstrukteur geplant nutzen. Das Dabeisein ist wichtig. Die Idee, integratives Spielen auf öffentlichen Spielplätzen zu fördern, ist relativ neu, doch schon jetzt ist die Resonanz auf den städtischen Vorstoß sehr positiv. Einige Hersteller haben bereits auf Änderungswünsche bei Spielgeräten reagiert. Zukünftig sollen alle öffentlichen Spielplätze bei Neubau oder Sanierung im Sinne der Integration von behinderten und nichtbehinderten Kindern ausgestattet werden, plant die Stadt. Die Liste der geprüften und empfohlenen Spielgeräte ist kostenlos erhältlich bei Notburga Wöstmann vom Amt für Grünflächen und Naturschutz (Tel. 4 92-67 32) und bei Doris Rüter von der Koordinationsstelle für Behinderte im Sozialamt (4 92-50 27).

 

Zusatzinfos

Kontakt

Birgit Jaskowiak
Tel. 02 51/4 92-66 09