"Die neue Denkmalbereichssatzung ist ein wichtiger Baustein für die behutsame, auf Ausgleich zwischen Bewahren und Verändern bedachte Stadtentwicklung", meint Gunnar Pick, oberster Denkmalpfleger der Stadt Münster. Am Prinzipalmarkt läßt sich Münsters Entwicklung vom 12. Jahrhundert bis heute ablesen. Die unterschiedlichen Baustile der Häuser auf den weitgehend unveränderten Grundstücksparzellen, die Bögen, Säulen und Giebel sind lebendige Zeugnisse einer bewegten Geschichte.
Der heutige Grundriß des Prinzipalmarkts entstand schon im 12. Jahrhundert,als sich in direkter Nachbarschaft zur Domimmunität die weltliche Keimzelle der bürgerlichen Handwerker- und Kaufmannsstadt entwickelte. Der typische Bogengang wurde erst später geschaffen, wahrscheinlich um die Wende zum 14. Jahrhundert. Die gegenüberliegenden Häuserzeilen demonstrieren das Selbstbewußtsein seiner früheren Bewohner gegenüber dem bischöflichen Machtzentrum und die Bedeutung der im Mittelalter errungenen städtischen Privilegien.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Gebäude bis auf die Grundmauern zerstört. Mit großem Engagement machte sich die münstersche Bürgerschaft anschließend an den Wiederaufbau. Im historischen Bewußtsein wurde die Grundstücksaufteilung beibehalten, ursprüngliche Gestaltungselemente und die alten Materialien wurden wiederverwendet. Doch das Aussehen der Fassaden, Giebelumrisse und Lauben weicht heute zum Teil erheblich von der Vorkriegssituation ab. Die Höhe der Gebäude wurde vereinheitlicht, Anzahl und Form der Bögen sowie stilistische Details verändert.
Mit all diesen Veränderungen ist der Prinzipalmarkt bewahrenswert. Vor der Zerstörung galt Münsters Mitte als das bedeutendste Beispiel mittelalterlicher Baukunst in Nordwestdeutschland. Durch den liebevollen Wiederaufbau haben die Münsteraner ihre enge Verbundenheit mit der historischen Tradition - unterbrochen durch Nationalsozialismus und Krieg - bewiesen. Daher soll das gesamte Ensemble als Denkmal erhalten werden, und nicht nur Lambertikirche und Rathaus.