Stadt Münster: Tiefbauamt - Pressemeldungen

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20.10.1997

Konzert mit Savina Yannatou

Interkulturelle Wochen bescheren Münster am 9. November ein musikalisches Highlight / Folk aus dem "Kleinen Jerusalem"

(SMS) Die Interkulturellen Wochen bescheren Münster einen Auftritt der griechischen Sängerin und Komponistin Savina Yannatou, laut Kritik "eine der schönsten Stimmen Griechenlands". Dem Ausländerbeirat ist es gelungen, sie mit ihrer sechsköpfigen Gruppe Primavera en Salonico für Sonntag, 9. November, 19 Uhr, zu einem Konzert im Festsaal des Rathauses zu verpflichten. Im Mittelpunkt des Programms stehen sephardische Volkslieder aus Saloniki. Die Juden brachten sie 1492 bei ihrer Vertreibung aus Spanien nach Saloniki mit, befruchteten sie mit byzantinischen, arabisch-persischen und griechischen Traditonen und schufen so eine in dieser Art einmalige "Weltmusik".

1997 ist das Europäische Jahr gegen den Rassismus. Am 9. November 1997 gedenkt Münster mit einer Kranzniederlegung am Zwinger (18 Uhr) der rassistischen Pogrome gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger während der sogenannten Reichskristallnacht. Anschließend folgt das Konzert mit Savina Yannatou & Primavera en Salonico.

Das Konzert ist ebenfalls ein musikalisches Erinnern an die Folgen von Rassismus und Intoleranz. Zu hören ist unerhört vielfältige, oftmals rhythmisch vertrackte, vor allem aber melodientrunkene und lebensfrohe Musik aus dem Liederkanon der sefardischen Juden. Allein schon das macht sie aber auch zu einer Musik des Widerstandes und des Überlebenswillens. Sie hat die Vertreibung der katholischen Herrscher Spaniens vor gut einem halben Jahrtausend und den Holocaust vor gut einem halben Jahrhundert überlebt und ist heute wieder in europäischen Kulturhauptstädten bei Konzerten mit Savina Yannatou & Primavera en Salonico zu hören.

Spanische "Romanzen" und Balladen, Schlaflieder, Lieder von Liebe und Eifersucht

  • die Juden, die Ende des 15. Jahrhunderts Spanien und Portugal verlassen
mußten, nahmen sie in ihre Exilländer mit. Die größte Gruppe, etwa 20 000, fand in Saloniki im damals Osmanischen Reich Zuflucht. Sie machte die heutige Hauptstadt der griechischem Provinz Mazedonien zur Metropole jüdischer Gelehrsamkeit und kaufmännischen Geistes, schuf eine blühende Kultur.

Ende des 19. Jahrhunderts lebten im "Kleinen Jerusalem" am Ägäischen Meer etwa 70 000 Juden, das war die Hälfte der Bevölkerung. Vor dem Zweiten Weltkrieg waren es noch über 50 000. Im März 1943 begannen die Transporte nach Auschwitz und Birkenau. Über 46 000 Juden wurden in Vernichtungslager deportiert, 1950 kamen zurück. Heute leben in Saloniki etwa 1200 Juden.

Doch das sephardische Liedgut hat überlebt. Was Anfang dieses Jahrhunderts noch auf dem Marktplatz von Saloniki, in Armenvierteln und Villen der Wohlhabenden zu hören war, verzauberte in den letzten Jahren viele tausend Musikliebhaber in Konzertsälen und bei Folkfestivals. Beim Konzert am 9. November ist der Eintritt frei. Das ist möglich, weil die Interkulturellen Wochen von der Stadt Münster finanziell unterstützt werden. Der Ausländerbeirat würde sich allerdings über eine Spende der Besucher freuen. Das Geld wird humanitären Zwecken zugute kommen.

Diavortrag über Saloniki

Wer die faszinierende Geschichte Salonikis näher kennenlernen will, darf einen Diavortrag der Arbeitsstelle Griechenland an der Westfälischen Wilhelms-Universität nicht verpassen. Am Mittwoch, 5. November, 20 Uhr, spricht Barbara Spengler-Axiopoulos (Heidelberg) über "Die Juden von Thessaloniki, dem Kleinen Jerusalem am Ägäischen Meer" (Fürstenberghaus, Hörsaal 5).

 

Zusatzinfos

Kontakt

Birgit Jaskowiak
Tel. 02 51/4 92-66 09