"Verrohrungen gehören für Gewässerökologen zu den folgenschwersten Eingriffen in den Naturhaushalt von Bächen", erläuterte Tiefbauamtsleiter Rudolf Schabbing. Die Rohre sind für Tiere und Pflanzen unüberwindbare Barrieren. Besonders schwerwiegend war dieser Umstand am Lohausbach, der bei St. Mauritz südlich der Wolbecker Straße beginnt und nach Süden zum Honebach abfließt. Da sich die Verrohrung am Unterlauf vor der Einmündung in den Honebach befand, hat sie den gesamten Lohausbach vom Honebach abgeschnitten und war eine unüberwindbare Barriere für die Ausbreitung der Bachfauna.
Das Leben in und an Bächen ist äußerst vielfältig und erschließt sich nur zu einem Teil dem Auge des Betrachters. So wandern viele Arten von Kleintieren in der Schlammschicht etwa 30 Zentimeter unter der Bachsohle. Weil in Rohren diese Schlammschicht fehlt, sind sie für die Tierwelt geradezu lebensfeindlich.
Bei der Renaturierung des Lohausbaches muß das verhältnismäßig starke Gefälle von einem halben Meter auf 70 Meter berücksichtigt werden. Um den Höhenunterschied zu überwinden, wurden früher Betonkanten eingebaut. Allerdings bilden diese für viele Tiere ebenfalls ein unüberwindbares Hindernis. Als Alternativen sind "schiefe Ebenen", sogenannte Sohlgleiten aus Beton geläufig. Nach Angaben von Thomas Wermers baut das Tiefbauamt am Lohausbach erstmals eine naturnahe Sohlgleite ein. Es verwendet dazu Baumstubben
- also genau das Material, das an einigermaßen natürlichen Bachläufen normalerweise vorkommt.
Im Herbst/Winter pflanzt das Tiefbauamt an dem offengelegten Gewässer standortgerechte Gehölze wie Erlen, Eschen und Weiden an. Die Kosten für die Renaturierung betragen rund 150 000 Mark. Davon übernimmt das Land Nordrhein-Westfalen 80 Prozent.
Ebenfalls in unmittelbarer Nähe zum Karnevalsmuseum baut das Tiefbauamt ab Ende September für den Honebach einen neuen Durchlaß im Zuge der Schmittingheide. Der jetzige Durchlaß ist fast 70 Jahre alt und kann nicht mehr saniert werden. Rudolf Schabbing: "Der Beton ist morsch. Er ist an verschiedenen Stellen gerissen und abgeplatzt, die Bewehrungseisen liegen frei." Außerdem liegt der Durchlaß in einem ungünstigen Winkel zum Straßenverlauf, was immer wieder gefährliche Situationen heraufbeschwört.
Das neue Bauwerk in der Form eines Kastens aus Stahlbeton wird geringfügig größer als sein Vorgänger. Das schafft die Möglichkeit, den Bach auf einer naturnahen Schlammschicht unter der Straße durchzuführen. Damit wird zugleich eine ökologische Verbesserung erreicht. Wenn die Witterung mitspielt, können die Bauarbeiten bis Ende des Jahres fertig sein. Einen entsprechenden Auftrag in Höhe von 342 000 Mark hat die Bezirksvertretung Südost bereits vor den Sommerferien vergeben.
Während der Bauzeit wird parallel zum Damm der Umgehungsbahn eine provisorische Umfahrung eingerichtet und mit einer Ampel versehen. Im Spätherbst oder im Frühjahr 1998 erfolgen die abschließenden Pflanzarbeiten.